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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 336
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Manfred Merker

bäude der Pfalz und der Laube wurden zum Teil abgerissen. Dann verteilten
geschulte Spezialtruppen Stroh und Sprengstoff unter alle Häuser und
Gebäude der Stadt, „eine hierzu besonders abgerichtete Bande von Mordbrennern
", wie ein entsetzter Chronist vermerkt. Die Bürger mussten das
zerstörerische Treiben hilflos mit ansehen und durften sich nur auf kniefälliges
Bitten der Offenburger Ratsherren und Kapuzinerpatres beim Stadtkommandanten
in Sicherheit bringen. Durch Fürsprache der Kapuziner
beim französischen König, der zu diesem Orden besonders gute Beziehungen
unterhielt, wurde das neue Kapuzinerkloster an der Südmauer der
Stadt verschont und diente als einziger Zufluchtsort für Frauen, Kinder und
Verwundete. Die Bürger wurden nun gewaltsam in das Kinzigtal und den
Schwarzwald vertrieben und durften bei Strafandrohung ihre Stadt nicht
mehr betreten. Von dort mussten sie mit ansehen, wie ihre Stadt innerhalb
weniger Stunden ein Raub der Flammen wurde. Es ist erstaunlich, wie in
dem nun folgenden Inferno unsere hölzerne Klostertür „heil durchhalten"
konnte.

Am Samstag, dem 09.09.1689 um 16 Uhr, legten die französischen Pioniere
ihr Feuer an die Lunten, die Stadt mit ihren vielen alten Fachwerkhäusern
brannte in kurzer Zeit lichterloh. Die Bürger und ihre Familien sahen
ihre Heimatstadt in Schutt und Asche versinken. Nach dem Erlöschen
der Flammen herrschte eine schauerliche Stille, nur unterbrochen von dem
donnernden Geprassel der niederstürzenden Türme und Mauern. Ein
Angstschrei ging durch die Menge, als auch der schöne Turm der Pfarrkirche
in Trümmer fiel.2

Noch unter dem schweren Schock der Ereignisse trafen sich zwei Wochen
später einige Ratsherren im Rieshof in Fessenbach und zogen Bilanz
in einem Bericht an den Kaiser und den Regensburger Reichstag. Darin
heißt es, die Stadt sei „totaliter ruinieret und in Aschen gelegt, dass ... es
der Hierosolimitanischen Zerstörung wohl gleich geschienen". Ein Schreiben
der drei Ortenauer Reichsstädte an den Kaiser Leopold I. vom
28.09.1689, das 1697 im Druck erschien, enthält eine genaue Schadensbilanz
, welche die völlige Zahlungsunfähigkeit der Reichsstadt gegenüber
dem Reich belegen und so als Unterlage für zukünftige Friedensverhandlungen
dienen sollte. Ihre materiellen Verluste beziffert die Stadt auf exakt
1 162 291 Gulden, wobei die größten Posten mit 600 000 fl. die Festungsanlagen
ausmachten und 33 000 fl. auf Ratshaus und Kanzlei, sowie
32 500 fl. auf die Pfarrkirche und ihre Glocken entfielen.3

Zum weiteren Kriegsverlauf nur ein paar kurze Worte. Der Reichstag zu
Regensburg und der deutsche Kaiser erklärten am 12.02.1690 dem französischen
König den Reichskrieg, der alle deutschen Fürsten zur Waffenfolge
verpflichtete mit dem Zusatz, „dass die Cron Frankreich für einen Feind
nicht nur des Reiches, sondern auch der Christen zu erachten wäre, nicht
anders als der Tuercke selbst". Das Oberrheingebiet wurde zurückgewon-


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