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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 337
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Die Klosterpforte des ehehemaligen Offenburger Franziskanerklosters

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nen und vom Markgraf Ludwig Wilhelm nachhaltig gegen die Franzosen
geschützt. Ludwig musste die Pfalz und Lothringen räumen und konnte
nur Straßburg und das Elsass für sich behaupten. Die größten Schrecken
waren mit Ende des Jahres 1689 vorbei. Die verwüsteten Gebiete erholten
sich aber nur allmählich, viele Gebäude, wie in Offenburg die Pfalz und
die Laube, wurden nicht wieder aufgebaut. Noch Mitte des 18. Jahrhunderts
hausten viele Menschen in der Stadt in Kellern und einfachen Bretterhütten
. Die unermesslichen Leiden der Bevölkerung bei den französischen
Plünderungen, Morden, Brandschatzungen und Schändungen fanden allmählich
ihren historiografischen und literarischen Niederschlag und gingen
als traumatische Erinnerungen in das kulturelle Gedächtnis der Überlebenden
und der Nachwelt ein. Gerade den deutschen Zeitgenossen und ihren
entgeisterten Leidensgefährten war Ludwig XIV. nicht der strahlende
„roi soleil" aus Versailles, sondern der apokalyptische Reiter der Offenbarung
geworden, der nach der neunten Posaune „mit Feuer, Rauch und
Schwefel die Menschen vernichtet" (Joh., apoc. 9,18).

DER ORT DES FUNDSTÜCKS: DAS FRANZISKANERKLOSTER

„CLaVstro eXVsto"- „als das Kloster völlig niedergebrannt worden war":

Marte arDente: „Als die Fackel des Kriegsgottes Mars loderte". Vor dem
Hintergrund des oben geschilderten Flammeninfernos der brennenden
Reichsstadt Offenburg bekommt die erste Aussage auf der Inschrift unserer
„tapferen Tür" eine ganz besondere Bedeutung. Die Stadt war zwar von
Grund auf zerstört worden und bot ein Bild des Grauens. Aber der Überlebenswille
der Bürger war trotz aller Hoffnungslosigkeit ungebrochen, und
wie immer nach den Kriegen ging man an die Aufräumarbeiten und den
Wiederaufbau der Stadt. Auch die Franziskaner werden zu ihrem Kloster
zurückgekehrt sein, als die Lage es erlaubte. Vor ihnen lag die trostlose
Ruinenlandschaft ihres eingeäscherten Klosters zu Füßen der gespenstisch
hoch aufragenden Chorwände ihrer ehemaligen Kirche. Irgendwo in einem
noch glimmenden Trümmerhaufen der niedergestürzten Westwand des
Kreuzgangs entdeckten sie dabei noch heiß vom Aschenschutt und leicht
angesengt die alte hölzerne Klostertür. Man zog sie heraus und stellte sie
für eine mögliche spätere Wiederverwendung beiseite. Als dann die Chance
eines umfassenderen Wiederaufbaus am Ende dieses fatalen Jahrhunderts
genutzt wurde und dafür eine größere Eingangstür nötig wurde, landete
sie wahrscheinlich bis auf Weiteres erst einmal in irgendeiner Abstellkammer
. Der Schlüssel war ohnehin inzwischen im Brandschutt abhanden
gekommen.

CLaVstro eXVsto: „Als das Kloster völlig ausgebrannt war". Nach der
Aufhellung des zeitlichen Hintergrundes soll etwas zum ehrwürdigen Ort
des Geschehens gesagt werden, an dem unsere barocke Klostertür jähr-


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