Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 339
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Die Klosterpforte des ehehemaligen Offenburger Franziskanerklosters

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dem kleinen Kirchturm zur weithin sichtbaren Horizontlinie des Stadtbildes
. Über ein halbes Jahrtausend dauerte das segensreiche Wirken des Ordens
des Heiligen Franziskus von Assisi in Offenburg (Abb. 3 und 4).

Die wegen ihrer seelsorgerischen Arbeit im Volk sehr beliebten Brüder
entwickelten eine enge Beziehung zur Stadt: Sie betreuten die Brüder und
Schwestern des „Dritten Ordens", kümmerten sich später um die Verehrung
der 1335 in der Klosterkirche begrabenen Seligen Gertrudis von Ortenberg
und besorgten die Begräbnisse und Totenverehrung der 1451 gegründeten
Sebastian-Schützen-Bruderschaft, die in der Kirche einen eigenen
Altar hatte. Die 1496 gegründete Elogiusbruderschaft der Schmiede
und Wagner stellte sich ebenfalls unter den Schutz des Ordens. Auch auf
kulturellem Gebiet leisteten die Franziskaner einen erheblichen Beitrag für
das städtische Leben. Durch fromme Stiftungen konnte bald eine bedeutende
Bibliothek aufgebaut werden, die das gesamte Wissen der Zeit repräsentierte
und auch heute noch in ihrem durch die Zeiten verminderten Bestand
Staunen hervorruft.5

Neben der am Ende des 13. Jahrhunderts in der Stadt gegründeten Pfarrschule
richteten die Offenburger Minoriten nach dem Vorbild der Jesuitenkollegien
der Nachbarschaft auf Drängen der Stadt in ihrem Kloster 1660
ein lateinisches Gymnasium ein. In diesem Zusammenhang dürfte bei den
hierfür nötigen baulichen Veränderungen auch unsere Holztür eingebaut
worden sein, als neuer Eingang zum „Gym(nasium) F. F. Min. Convent(ua-
lium)". Drei Brüder wurden als „professores" von der Stadt bezahlt. Die
sechsklassige Schule leitete ein Ordengeistlicher als Präfekt, finanziert von
der St. Andreasstiftung durch Geld und Naturalien. Die Schulaufsicht nahmen
die Schulherren wahr, eine Kommission aus Schultheiß, Stadtschreiber
, Pfarrer und Ratsherren. Noch 1684 wurde eine zweijährige philosophische
Klasse unter dem Offenburger Franziskanerprofessor Joachim Stübler
eingerichtet.6

Bekannt weit über die Grenzen der Stadt hinaus wurde die Schule durch
die Theateraufführungen der Minoritenschüler, die im Herbst am Ende des
Schuljahres in lateinischer Sprache stattfanden und neben dem Kloster im
„Komödienhaus" unmittelbar südlich des Klosters aufgeführt wurden. Vorbild
waren die Darbietungen des 1538 von Johannes Sturm gegründeten
protestantischen Gymnasiums in Straßburg zu der Zeit der jährlichen Johannesmesse
. Die Zuschauer erhielten gedruckte Programmzettel mit Prolog
und deutscher Inhaltsangabe. Auch der Magistrat, der einen Teil der
Unkosten übernahm, besuchte diese „Herbstkomödien". Der Andrang auch
von außerhalb Offenburgs war so groß, dass die Aufführungen wiederholt
werden mussten. Themen aus dem Alten und Neuen Testament und der
deutschen Geschichte wurden dramatisiert und sollten trotz des moralischpädagogischen
Untertons die Zuschauer spannend unterhalten. Anschließend
wurde die „studierende Jugend des Gymnasii F. F. Min. S. Francisci


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