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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 349
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Die Kloslerpforte des ehehemaligen Offenburger Franziskanerklosters

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bei dies Partizip ein Partizip der Gleichzeitigkeit im Präsens aktiv ist, also
„indem/während/als/obwohl der Krieg = Mars brannte/flammte/loderte".
Der zweite A. m. P „CLaVstro eXVsto" enthält als prädikatives Partizip
das perfektische Partizip der Vorzeitigkeit im Passiv, also „nachdem/als/obwohl
das Kloster völlig (= ex) ausgebrannt/eingeäschert worden war". Die
erste prädikative Partizipialkonstruktion beschreibt einen gleichzeitigen
Zustand, den Brand der Stadt, die zweite eine abgeschlossene Handlung in
ihrem Resultat, die Einäscherung des Franziskanerklosters.

Nach diesen beiden historischen Lage- und Standortbestimmungen folgt
die schlichte zweifache Ich-Aussage der Tür in der ersten Person Singular:
„tVta serVatafVI" „ich bin sicher gerettet/erhalten/bewahrt worden". Das
ist ein befreites Aufatmen nach einem schrecklichen, überlebten Geschehen
und steht in der Tempusform des resultativen Perfekts, welches das Ergebnis
einer abgeschlossenen Handlung wertend feststellt, „tuta" ist ein
prädikatives Zustandsattribut zum erzählenden Subjekt, das dessen körperlichen
und seelischen Zustand beschreibt. Die zweite Ich-Aussage et „for-
tls perftiti" „ich habe tapfer durch/standgehalten", steht im konstatierenden
Perfekt, welches eine abgeschlossene Handlung bezeichnet, die beurteilt
wird. Auch hier ist „fortis" nicht Adverb, sondern Prädikativum.

Die syntaktische Gesamtaussage folgt guter lateinischer Tradition. Wie
es die Schüler schon in ihrer lateinischen Anfangslektüre bei Cäsar in fast
jedem Kapitel des Gallischen Krieges lernen, wird das Vorgeschehen, auf
ein oder zwei ablativische Partizipialkonstruktionen verkürzt, vorangestellt
, ehe dann die Schilderung der Haupthandlungen im perfektischen Erzähltempus
folgt.

Für die spätere deutsche Übersetzung gilt es noch, ein verstecktes Stilmittel
des Satzes zu beachten, die rhetorische Stellungsfigur des Chiasmus.
Dabei sind vierteilige Satzglieder x-artig ( lateinisch X = griechisch Chi,
das X geschrieben wird) einander zugeordnet, hier

Marte arDente zu et fortis perstltl
CLaVstro eXVsto zu tvta serVata fVi.

Die Zahlenverschlüsselung: Das Chronogramm

Das sprachlich Faszinierende an der Klostertür ist nicht nur die sprachliche
Aussage ihrer Worte, obwohl sie allein schon dadurch zu einem historisch
bemerkenswerten literarischen Zeitzeugnis wird, sondern die darin enthaltene
hochkomplexe und außerordentlich gut gelungene Verschlüsselung
der Jahreszahlen. Jeder, der sich einmal darin versucht hat, wird diesem
Meisterwerk der Sprache, der Mathematik und der Kombinationslogik
höchsten Respekt erweisen müssen.12


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