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Die Klosterpforte des ehehemaligen Offenburger Franziskanerklosters
355
Der Inhalt war nicht so erfreulich
wie diese Information,
aber wohl im pädagogischen
Einvernehmen mit den katholischen
Tendenzen der Thanner
und Offenburger Herbstkomödien
und hochaktuell. Es
ging um die Vertreibung der
Hugenotten aus Frankreich
zwei Jahre zuvor. Die nächste
dokumentierte Aufführung
von 1690, ein Jahr nach dem
Stadtbrand, hatte übrigens den
Tod des Kaisers Tiberius und
Caligula zum Inhalt. Als Verfasser
und Regisseur wird hier
auch wieder ein Offenburger
genannt. In Offenburg gab es
damals nur zwei Mönchsorden
, die Franziskaner und die
Kapuziner. Da letztere kein
Gymnasium unterhielten und
sich auch nicht gerade durch
hohe Gelehrsamkeit auszeichneten
, kommt als Autor nur
ein Franziskanerbruder, am
ehesten einer aus der kleinen
Gruppe der lateinischen Rhetorikprofessoren
infrage.
Hier möchte ich nun in Anlehnung an die berühmte Formulierung Martin
Waldseemüllers weiter argumentieren, der in Anlehnung an seinen el-
sässischen Humanistenkollegen Matthias Ringmann (1452-1511) mit folgenden
Worten irrtümlich Amerika seinen neuen Namen gab. 1507 schrieb
er in seiner „Cosmographiae Introductio": „Nunc vero & hae partes sunt
latius lustratae ... et nomen certum inventum est: quare non video cur quis
iure vetet eum auctorem dicendum." „Nun aber sind diese Teilbereiche
hinlänglich durchleuchtet worden, und ein sicherer Name ist gefunden
worden: Deshalb kann ich auch nicht einsehen, warum jemand mit Recht
dagegen Einspruch erheben könnte, dass dieser als Autor genannt werden
müsste."
Haben wir uns damit vielleicht weniger geirrt als damals Waldseemüller
? Vieles spricht nach allem Gesagten dafür, dass unser lateinischer Rhetorikprofessor
Maximilian Fiegenbach aus dem Offenburger Franziskaner-
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Abb. 9: Theaterzettel mit Titel der Offenburger
Herbstkomödie von 1675 (Reproduktion).
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