Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 381
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0381
381

Hundert Jahre Moscherosch-Denkmal in Willstätt

Walter E. Schäfer

Was aber die Feder einem Menschen gibt,
das machet ihn leben und geliebt werden.

J.M. Moscherosch

Wenn man das Datum der Einweihung des Denkmals 1907 zum Maßstab
nimmt, dann hat sich Willstätt etwas spät auf seinen bekanntesten Bürger
besonnen. Moscherosch und Grimmelshausen sind ungefähr zur gleichen
Zeit gestorben, 1669 und 1676. Ihre Hauptschriften sind 250 Jahre später
ungefähr zur gleichen Zeit in Neuauflagen zugänglich geworden, die ersten
vier „Gesichte" Moscheroschs durch die Ausgabe von Heinrich Dittmar,
die in Berlin 1830 verlegt wurde, der „Simplicissimus" von Grimmelshausen
durch Karl Eduard von Bülow in Leipzig 1836.' Es war der romantischen
Bewegung zu verdanken, insbesondere dem erfolgreichen Romantiker
Ludwig Tieck, dass man sich für so alte deutsche Erzählungen populärer
Art interessierte. Auf dem politischen Feld war es der Auftrieb des nationalen
Gedankens, der, durch die Befreiungsbewegung verstärkt, sich für
Zeugnisse deutscher Vergangenheit erwärmte. Vor dieser Zeit waren nur
einzelne Textauszüge aus den Satiren Moscheroschs und - zahlreicher
noch - modernisierte Nacherzählungen bekannt.2 Das gleiche Bild im Fall
von Grimmelshausen. Die Schicksale des Simplicissimus waren zwar in
Umrissen bekannt, aber ein wortgetreuer Nachdruck fehlte. Nun waren die
Professoren der ersten Generation der Germanistik, die ja eine späte Wissenschaft
ist, und ein Teil des Lesepublikums mit solchem Behelf nicht
mehr zufrieden. Man wünschte die Vollständigkeit eines Werkes im Nachdruck
und die Zuverlässigkeit seiner Textgestalt. Grimmelshausen war da
eigentlich im Nachteil: sein wahrer Name war zunächst nicht bekannt.
Man wusste nicht, welche Schriften ihm sonst noch zuzuordnen seien und
wo er landschaftlich einzuordnen sei. Bei Moscherosch lagen die Dinge
einfacher. Sein Name ließ sich hinter dem Decknamen Philander von Sitte-
walt leicht erraten. Man kannte Familie und Abstammung aus Willstätt und
wusste auch, welche Werktitel ihm zugehörten.

Es waren aber keineswegs, wie man vermuten könnte, Gelehrte, Professoren
, die aus verstaubten Regalen der Bibliotheken die alten Bände herausholten
, um sie neu zum Druck zu bringen. Heinrich Dittmar, der sich
um die „Gesichte" Moscheroschs kümmerte, war Lehrer in der Pfalz, Eduard
von Bülow - übrigens der Vater des Dirigenten Hans von Bülow - war
freier Schriftsteller und Journalist.3 Neuausgaben durch Universitätsgermanisten
setzten erst später ein.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0381