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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 384
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Walter E. Schüfer

Man muss wohl auch in Rechnung ziehen, dass in Renchen eine Anzahl
von Bürgern ansässig war, deren Ahnentafel zu Grimmelshausen zurück
reichte, die ein persönliches Interesse an einem Gedenken hatten. In Will-
stätt lebten zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine Moscherosch mehr.

In Renchen und in Willstätt ist deutlich eine treibende Person erkennbar,
welche für das Projekt warb und Vorbereitungen trieb. Das war für
Renchen Amand Goegg (1820-1897), für Willstätt Johannes Beinert
(1877-1916). Und auch hier werden Unterschiede bemerkbar. Amand
Goegg stammte aus einer stadtbekannten Honoratioren-Familie, hatte
durch seine Rolle als Organisator der Volksvereine 1848 und als Finanzminister
der provisorischen Regierung 1849 zahlreiche Bekannte unter Intellektuellen
und Schriftstellern gewonnen, die er für sein Anliegen interessieren
konnte. Johannes Beinert kam aus Eckartsweier, aus bescheidenen
Verhältnissen, war 1907 erst dreißig Jahre alt und hatte, soweit ich sehe,
kaum Bekannte über seine Studienorte in Leipzig, Freiburg und kurze Zeit
in Straßburg hinaus. Er war 1907 noch Lehramtspraktikant, noch nicht beamteter
Gymnasiallehrer. Die Verzögerung in Willstätt ist also auch von
dieser Seite erklärbar.

Beinert hatte schon seine Promotionsarbeit in Freiburg 1904 Moscherosch
gewidmet. Ihr Thema holte historisch weit aus: Deutsche Quellen
und Vorbilder zu Moscheroschs Gesichten Philanders von Sittewald.
Darin zog Beinert die Traditionslinie zu den deutschsprachigen Satirikern
des 16. Jahrhunderts, zu Thomas Murner und Johann Fischart, aus. Man
darf annehmen, dass er mit dieser Arbeit frühere Studien in Straßburg fortsetzte
, denn selbst der Professor, der seine Doktorarbeit betreute, Friedrich
Kluge, hatte in Straßburg promoviert und sich habilitiert und hatte danach,
1893, den Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur in Freiburg erhalten
.6 Das Thema wurde zum Kristallisationspunkt weiterer Studien Bei-
nerts, die gerade in der Zeit der Denkmalsherstellung kulminierten. Er war
also ausgewiesener Kenner.

Im Bereich der Universitäten gab es erst wenige Professoren, die sich um
die Schriften von Moscherosch gekümmert hatten. Doch an der 1871 neu
gegründeten Universität Straßburg hatte Ernst Martin den Lehrstuhl für
deutsche Philologie inne. Er hatte schon 1891 einen Überblick über Leben
und Werke von Moscherosch gegeben.7 Gut möglich, dass Johannes Beinert
in der kurzen Zeit, die er in Straßburg studierte, die Anregung zum
Thema seiner Doktorarbeit von Ernst Martin erhielt. Was ihn dann bewogen
hat, sie an der Universität von Freiburg auszuarbeiten, ist unbekannt.
Ernst Martin ist der andere Moscherosch-Forscher, der während der Feier
am 9. Juni 1907 das Wort ergriffen hat und wohl auch schon an den Vorbereitungen
zur Einweihung beteiligt war. Der eigentliche Antrieb musste na-


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