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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 413
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Unbekannte Gedichte Quirin Moseheroschs (1623-1675)

413

Der Nürnberger „Literaturpapst" Georg Philipp Harsdörffer, mit dem Mo-
scherosch gut bekannt, ja befreundet war, hatte diese Form empfohlen. Andererseits
gelangen ihm auch rasch improvisierte Verse, besonders im Fall
von Hochzeiten. Auf der Höhe der lyrischen Entwicklung stehend, verstand
er sich auf die neu aufgekommenen Daktylusverse, die bei den Nürnberger
Pegnitzschäfern beliebt waren. Seine Aufnahme in diese Dichterzunft
1673, zwei Jahre vor seinem Tod, war auch ein Akt der Anerkennung
seiner lyrischen Begabung.

Und 1675 gedachten in einem Hirtengespräch64 der Vorsitzende S. v.
Birken und einige „Blumen-Genossen"65 ihres verstorbenen Gesellschaftsmitglieds
. Birkens ehrender Nachruf war bisher schon bekannt und wurde
mehrfach abgedruckt, allerdings ohne genaue Quellenangabe und in einer
Textvariante.66 Unbekannt blieb dagegen der Text des Gesellschaftsmitglieds
Myrtillus [Martin Limburger, 1637-1692], der in Anspielung auf
den Text zur Verleihung der Ordensmitgliedschaft67 Q. Moscherosch zu einem
Zeugen der ewigen Gnade Gottes stilisierte:

Sie [Dafne]68 wäre viel zu himlisch/ (ersezte Myrtillus) und fände hier
nicht ihres gleichen: darum eilte sie also aus der Gesellschaft der Irdischen
/ und ist nun eine Engel-Gespielin. Bey ihr befindet sich iezt auch
unser Filander/ und mag er/ neben seiner Blume Iris/ wol heißen

Ein Ewiger Gnad-Zeuge.

Der DreyStriem-Bogen zeigt des DreygeEinten Gnad:
So thut auch mein ihm nach-gefärbtes Blume-Blat.
Lasst Meere laufen aus/ lasst tausend Wolken brechen:
Die Gnad auf ewig mich dafür wird sicher sprechen.69

Aus diesen Versen spricht noch einmal die Anerkennung, die Q. Moscherosch
in Nürnberg und darüber hinaus zuteil wurde.

Mit dem inzwischen dokumentierten Werk Quirin Moscheroschs übernimmt
das Hanauerland ein Vermächtnis, das hinter dem bekannteren
Oeuvre seines Bruders Johann Michael nicht vergessen werden sollte, auch
in Zeiten, in denen die literarhistorische Überlieferung brüchig zu werden
beginnt.

Anmerkungen

* In Ergänzung zur Bibliographie in der Ortenau 85 (2005), 313-344.

1 Zur Rolle und Bedeutung dieser Kunstform s. u. a. Wulf Segebrecht, Das Gelegenheitsgedicht
. Ein Beitrag zur Geschichte und Poetik der deutschen Lyrik. Stuttgart 1977.

2 Vgl. dazu die Edition von Johan Roger Paas: Effigies et Poesis. An Illustrated Catalo-
gue of Printed Portraits with Laudatory Verses by German Baroque Poets. 2 Bde.
Wiesbaden 1988.


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