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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 438
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Arnulf Moser

keine Neubauten errichtet wurden, wurden bei diesem Programm kirchliche
und private Internate unter Druck umgewandelt oder neue Schulen in
geeigneten Gebäuden eingerichtet. Im September 1944 bestanden 61 Deutsche
Heimschulen und 66 weitere der Inspektion unterstellte Internatsschulen
. Im Mai 1941 hielt sich Heißmeyer, der die Deutschen Heimschulen als
„Burgen des Führers" bezeichnete, selber in Illenau und Sasbach auf.

Kommissarischer Leiter in Erlenbad wurde der Studienrat der Acherner
Handelsschule Dr. Fritz Nolte (1909-1996). Er hatte in Heidelberg und
Wien Deutsch, Französisch und Geschichte studiert. Als Lehrer war er zunächst
von 1934 bis 1937 an der Heimschule Lender in Sasbach tätig gewesen
und wurde dann Studienrat an der Handelsschule in Achern. Er war
kurze Zeit SA-Mitglied gewesen, trat 1937 in die NSDAP ein, war Mitglied
der Volkswohlfahrt NSV und des nationalsozialistischen Lehrerbundes
NSLB. Er war Kreisredner, Ortsgruppenschulungsleiter, Ortspresseleiter
. Bei Kriegsausbruch wurde er als Soldat bis Oktober 1940 eingezogen.
Im Krieg war er vorübergehend in das besetzte Elsass nach Hagenau abgeordnet
. Der Gauhauptstellenleiter der NSDAP in Karlsruhe setzte sich dafür
ein, dass er Anfang 1943 wieder nach Achern zurückkehren konnte,
weil er vorher „wesentlichen Anteil an der Kulturarbeit im Kreis Bühl" geleistet
habe und „für Aufgaben der HJ" benötigt wurde.

Die wenigen Informationen über diese kurzlebige Schule stammen aus
den Personalakten und Spruchkammerakten Noltes sowie aus der Literatur
über die Heimschule Lender.3 Die ersten Schüler in Erlenbad waren drei
Klassen der Unter- und Mittelstufe aus der Lenderschen Anstalt in Sasbach
. Auch einige Lehrer wurden von der Heimschule Lender nach Erlenbad
versetzt. Die Schulmöbel holte Nolte zusammen mit einem SS-Untersturmführer
aus Straßburg. Fest steht, dass es in Erlenbad entgegen allen
ideologischen Vorgaben der Deutschen Heimschule einen freiwilligen Religionsunterricht
gab, der in die Randstunden des Stundenplans gelegt wurde
und im Vorraum der Klosterkirche erteilt wurde. Andererseits war Nolte
durchaus in das System der Deutschen Heimschulen eingebunden. Im
März 1944 war er zwei Wochen auf einem Lehrgang für Leiter und
Stammerzieher Deutsche Heimschulen, der in der Napola Plön abgehalten
wurde. Plön war die Führerschule der Napolas und Deutschen Heimschulen
. Mehrere Tage besuchte er die Deutsche Heimschule für Mädchen in
Hegne. Nach den Mitteilungen der Sekretärinnen im Entnazifizierungsverfahren
war die Schule in Erlenbad in erster Linie für eitern- und heimatlose
Jungen gedacht. Der Schule war das Ziel gestellt, „höchstmögliche Kenntnisse
an die Schüler zu vermitteln". Man bescheinigte Nolte, dass er keine
politischen Feiern in der Schule abgehalten habe, sondern dass der aktive
Violinspieler die Musik in den Mittelpunkt der Schule gestellt habe. Er
wohnte mit seiner Familie in Erlenbad. Im Sommer 1944 sollte er Oberstudiendirektor
und damit offizieller Leiter werden, doch ist dieser Schritt


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