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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 441
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441

Adorno in Hornberg - oder:

Was macht so einer in den Ferien?

Johannes Werner

Langsam bohrt sich der Offenburger Personenzug
durch die nahen Kulissen, die so gescheckt wie die hier
beheimateten Kühe sind. Hinter Gutach, dem Stammplatz
der Maler und Volkstrachten, beginnt man zu spüren
, dass er hoch hinaus will, und Hornberg bereits
würdigt man aus der Vogelperspektive.

Siegfried Kracauer, Schwarzwaldreise

Wenn der Zug am Hornberger Bahnhof hielt, dann stand schon Jakob, der
Hausknecht vom „Bären", mit seinem einspännigen Omnibus bereit, um
die Gäste mit ihrem Gepäck in Empfang zu nehmen; und dann fuhr er sie,
laut mit der Peitsche knallend und im schnellsten Trab, über die Rathausbrücke
vor den Haupteingang des Hotels, wo man sie erwartete.1 So war es
jedenfalls in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, und so wohl auch noch
im Juli 1916. Da kam, wie es scheint, aus Frankfurt am Main die Sängerin
Maria Calvelli-Adorno und vielleicht auch ihre Schwester Agathe, ebenfalls
eine Sängerin; vielleicht auch ihr Ehemann Oscar Wiesengrund, ein
vermögender Weinhändler; und ganz gewiss ihr einziges Kind, der Sohn
Theodor.

Teddie im „ Bären "

Theodor - oder Teddie, wie man ihn und wie er sich selber gerne nannte -
war am 11. September 1903 geboren worden, war also zwölf Jahre alt. Womit
brachte er, in diesem Alter, seine Ferien zu? Mit Wandern, Spielen, Lesen
? In sein Tagebuch schrieb er, am 30. Juli 1916, dass er bisher recht faul
gewesen sei. „Aber die Arbeit am Drama habe ich hier, im schönen Hornberg
, am 26. dieses [Monats] nach langer Pause wieder aufgenommen. An
diesem Tage konzipierte ich das letzte Bild des IV. Aktes. Ich kam ungefähr
bis zur Mitte. Das Konzept war zwar in Versen, aber ein Rohgerüst,
um das sich erst die Ausführung gleich dem Fleisch um ein Skelett legen
muß. Nachdem ich diese Arbeit am 27. vollendet hatte, begann ich am
28. die Ausführung mit ganzer Kraft. Ich hatte viel Freude an ihr, am 30.
war sie fertig. Sie bedarf nur noch einer letzten Feile."2 Das Drama sollte
„Karl der Neunte" heißen und war, nach „Faradjo" und „Andreas Hofer",


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