Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 447
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0447
447

Vom Leben der Juden auf dem Lande

Ein Rundgang mit Arnold Lederer durch Diersburg

Martin Ruch

28. Januar 2007: Auf dem jüdischen Friedhof Diersburg und vor dem Rathaus
der Gemeinde werden zwei Gedenktafeln enthüllt, die an die lange
Anwesenheit der Juden in Diersburg erinnern. Arnold Lederer, mit über 90
Jahren einer der beiden letzten noch lebenden Juden aus der Gemeinde, ist
eigens zu dieser Veranstaltung, für deren Zustandekommen er sich seit Jahren
engagiert hatte, von Paris angereist. In einer von vielen Gästen besuchten
Feierstunde würdigen Redner aus Politik, Gemeinde, Kirchen und Vereinen
die Steinsetzung als Zeichen der Erinnerung, als Aufforderung und
als Hoffnungssignal. Arnold Lederer, seine Gattin und die ebenfalls angereiste
Eva Mendelsson, geb. Cohn, deren Familie großmütterlicherseits mit
Diersburg verbunden ist, danken allen Anwesenden in bewegenden Worten
für diese Stunde. An erster Stelle nennen sie dabei Frau Gisela Stoffel, die
langjährige Leiterin der Mitgliedergruppe Hohberg des Historischen Vereins
für Mittelbaden.

Schon seit Jahren besucht Arnold Lederer regelmäßig in den Ferien zusammen
mit seiner Frau sein Diersburg: Hier wurde er 1913 geboren! Hier
hatte die Familie Lederer seit Generationen gelebt und gearbeitet, hier ging
Arnold zur Volksschule, hier hatte sein Vater Moritz ein Stoffgeschäft,
hier, auf dem jüdischen Friedhof unten am Dorfbach, liegen seine Vorfahren
: Die Lederers gehören seit Jahrhunderten zur jüdischen Landgemeinde
Diersburg.

Es war in den letzten Jahren ihres Bestehens vor 1933 nur noch eine
kleine Gemeinde von ein paar Familien gewesen, die Jugend war schon abgewandert
in die Städte. Auch Vater Moritz Lederer zog schon 1923 mit
der Familie um nach Offenburg. Die berufliche Situation war dort besser
und es gab dort höhere Schulen. Arnold Lederer machte auf der Oberrealschule
(heute Schillergymnasium) sein Abitur.

Aber bereits 1933 wanderte die ganze Familie nach Straßburg aus. Vater
Moritz Lederer ahnte früh, was alles noch kommen könnte in Deutschland.
Beim Kriegsausbruch 1939 mussten sie dann auch Straßburg verlassen und
erneut fliehen, als die Deutschen den Rhein überschritten. Nur unter großen
Gefahren überlebten sie schließlich im Innern Frankreichs. Arnold Lederers
Brüder, die ebenfalls in Diersburg geboren wurden, waren in der
Widerstandsbewegung aktiv, der jüngste wurde von den Deutschen gefangen
und gefoltert. Beide Brüder sind mittlerweile verstorben.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0447