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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 457
(PDF, 115 MB)
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Vom Leben der Juden auf dem Lande

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immer Freunde, Nachbarn, und das Verhältnis untereinander war gut. Ich
habe schon erzählt, dass bei der Familie Valfer die Nachbarn die Feste
kannten, und dass meine Mutter, als sie als junges Mädchen hierher kam,
gesehen hat, dass ein Mann am Freitagabend in der Abwesenheit vom Familienoberhaupt
Kiddusch gemacht hat, der in Wirklichkeit der Nachbar
war. Er hat den Text auswendig gekannt, hat aber nicht gewusst, was er da
auf Hebräisch gesprochen hat. Der hat nur durch Hören einen Text des
Kiddusch gekannt. Das heißt, die Beziehungen waren sehr, sehr freundlich.
Ich erinnere mich außerdem, dass am Nachmittag des Versöhnungstages
Christen dem Gottesdienst beiwohnten."

Erinnern Sie sich an besondere Bräuche?

„Man hat noch Laubhütten gebaut, z. B. beim Badischen Hof oder die Familie
Bruchsaler, die einen Platz hatten im Garten. Auch bei meinen Großeltern
waren Laubhütten aufgebaut. Es war aber ein mehr oder weniger
symbolischer Akt. Man hat ein oder zweimal darin gegessen, aber so, wie
man in Israel jetzt die Laubhütten schmückt mit Früchten usw., das habe
ich eigentlich hier in Diersburg nicht gesehen. Man hat Laub in die Hütte
gemacht und sie bedeckt, aber nicht so ausgeschmückt, wie es jetzt die
Mode ist."

Andere Bräuche?

„Ich sagte ja bereits, schon als ich Kind war, gab es keine große Gemeinde
mehr hier. Die sogenannten großen Purimbälle waren entweder in Offenburg
oder in Kippenheim, wo noch mehr Juden damals lebten. Man hat Pu-
rim gefeiert. Man hat natürlich den Kindern gesagt, was Purim ist und warum
und als Kind hat man sich verkleidet. Aber da es nur einige Kinder
waren, hat es natürlich nicht denselben Reiz gehabt, wie beispielsweise die
Fasnacht. Fasnacht hat man aber mitgefeiert, und auf diese Weise durfte
man zweimal feiern!"

An Weihnachten war es ähnlich?

„Ja, an Weihnachten war es ähnlich. Das fiel immer in die Zeit von Cha-
nukka, sodass man es zusammen gefeiert hat. Umso mehr, als Weihnachten
und Chanukka ja beides Lichterfeste sind. Der Tannenbaum mit den Lichtern
, oder Chanukka mit dem Leuchter und den Kerzen: der Ursprung ist
der gleiche. Es ist die Zeit, wo das Licht wiederkommt, in allen Religionen
, und wo man mit Freude die Lichter angezündet hat.

Dann gab es noch das Chanukka-Trenderle: Das haben die Eltern an
Chanukka mit den Kindern gespielt. Trenderle ist ein Kreisel. Besonders


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