Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 460
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0460
460

Martin Ruch

Der Dorfbach war der Spielplatz und auch die Reben oder oben der
Wald. Wir waren oft als Kinder oben im Wald. In dem Haus, in dem ich
geboren bin, gab es im Garten eine Türe, wenn man da hindurch ging, war
man direkt im Wald. Ich habe meiner Frau gesagt heute morgen: Mein
Baum ist nicht mehr da, und mein Bänkchen, das ich gehabt habe im Wald,
ist auch nicht mehr da. Ich habe genau gewusst, wo es in den Reben Walderdbeeren
gibt. Ich bin ja schon im Alter von sechs Jahren allein über den
Fuchsbühl gegangen, um Heidelbeeren zu holen. Auch Haselnüsse habe
ich geholt, denn über den Reben gab es Haselnussbäume, die habe ich genau
gekannt. Ich erinnere mich, ich habe als Kind besonders frische Nüsse
gerne gegessen. Bei der katholischen Kirche stand ein Nussbaum und ich
habe immer gewartet als Kind, dass ich frisch gefallene Nüsse finde und
mich daran ergötzen kann."

Hatten Sie damals ein Fahrrad?

„Es gab zwar welche, aber in Diersburg selbst hatte ich kein Fahrrad. Ich
habe, glaube ich, zu meiner Barmizwa mit 13 Jahren ein Fahrrad bekommen
. Meine Brüder dagegen: Da ich als der große Bruder schon ein Fahrrad
hatte, wollten sie natürlich auch eines. Und so hat dann der jüngste
schon mit vier, fünf Jahren ein kleines Fahrrad gehabt. So ist es eben ...

Ich war nie in Schmieheim drüben in meiner Jugend. Nach Kippenheim
bin ich nur bei gewissen Gelegenheiten mit meinen Eltern gekommen,
wenn eine Hochzeit oder ein Familienfest war. Die Familie von Kippenheim
habe ist erst viel später kennengelernt, als ich Abiturient in Offenburg
war. Und ich habe damals festgestellt, dass schöne jüdische Mädchen in
Kippenheim existieren! Aber in Kippenheim war die Gemeinde noch größer
. Es ist komisch gewesen: der Kreis Lahr war weit von Offenburg entfernt
! Man ist eher nach Bühl oder nach Achern gekommen oder nach
Freiburg. Ich glaube nicht, dass ich mehr wie einmal in meiner Jugend in
Lahr war. Was zum Kreis Lahr gehörte, war eigentlich fremd. Ich weiß
nicht warum.

(Gang über den Jüdischen Friedhof:) Man hat den Toten im Sarg geholt
und mit dem Rabbiner oder dem Vorbeter voraus hierher geführt. Als Kind
durfte ich nicht auf den Friedhof gehen, und blieb mit dem Vorbeter hier
draußen stehen. Die Trauerfeier fand dann auf dem Friedhof statt. Die leidtragende
Familie hat das Trauergebet, das Kaddisch, am Grab gesagt, das
sie dann während des Trauerjahrs sprachen.

Wenn man über diesen Friedhof spricht und über die Gräber, muss man
sagen: ich habe den Friedhof nach Ende des Krieges wiedergesehen und außer
einigen Grabsteinen standen die Gräber aufrecht, aber der Friedhof war
eigentlich in schlechtem Zustand. Heute ist er gepflegt. Es gab nicht die Sitte
, die Gräber mit Blumen zu schmücken, das ist gegen den jüdischen


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0460