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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 475
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Der Kippenheimer Höfer-Fund.

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werden konnten, war aus dem Landjudentum in der Ortenau bislang noch
nicht bekannt. Bislang konnten nur einzelne Stücke dokumentiert werden
.42 Welche Erkenntnisse eine Auswertung der Briefe liefern, bleibt abzuwarten
. Denkbar sind beispielsweise weitere Aufschlüsse über die regionalen
Sprachgewohnheiten und Dialektformen der Kippenheimer bzw.
Ortenauer Landjuden.43

Familiengeschichte: Kippenheimer Händler als Vorfahren Kurt Weills

Die Lebenswelt der Juden in der Ortenau vermittelt sich uns immer durch
die Beschäftigung mit konkreten Familienzusammenhängen und Familienschicksalen
. Es hat den Anschein, dass bei den Landjuden aufgrund ihres
religiösen Minderheitenstatus den familiären Kontexten - noch weit mehr
als für die christliche Mehrheitsgesellschaft - eine absolut konstitutive
Funktion für die Struktur der kehilla, der jüdischen Kultusgemeinde, zukamen
.44 Heiko Haumann hat vor einigen Jahren in einem programmatischen
Aufsatz angeregt, durch die Rekonstruktion von Lebensschicksalen und
Familiengeschichten „Wege zur Geschichte der Juden am Oberrhein" zu
finden.45 Tatsächlich sind in jüngerer Zeit verstärkt familiengeschichtlich
ausgerichtete Beiträge publiziert worden, in denen sich exemplarisch, aber
jeweils eigenständig die Geschichte der Ortenauer Landjuden widerspiegelt46
Im Speziellen dürfte sich die Forschung zur Gesamtfamilie
Weil(l) und insbesondere zur Genealogie des Komponisten Kurt Weill
(1900-1950) für den Bestand des Höfer-Fundes interessieren.47 Die genannten
Mina und Eva Weil waren beide direkte Vorfahrinnen von Kurt
Weill. Sein Ururgroßvater Lippmann Weil, sein Urgroßvater Löb Weil und
sein Großvater Nathan Weill tauchen ebenfalls in den Unterlagen auf. Alle
waren sie im Handel tätig. Kurt Weills Vater, der Kantor Albert Weill,
wuchs seit 1867 in dem Kippenheimer Haus auf, in dem nun die Familienpapiere
vor einigen Jahren wiederentdeckt wurden.

Schluss

Am 22. Oktober 1940 wurden die meisten jüdischen Bewohner der Ortenauer
Landjudendörfer sowie der Städte im Rahmen der „Aktion Bürckel"
in das südfranzösische Internierungslager Gurs deportiert.48 Auch die letzten
31 noch in Kippenheim wohnhaften Jüdinnen und Juden wurden von
einem Polizeitrupp verhaftet und aus ihrem Heimatort verschleppt. Ihr Abtransport
war gleichbedeutend mit dem Ende der Jüdischen Gemeinde Kippenheim
.49 Die überraschten Jüdinnen und Juden durften bei dieser Aktion
nur das Nötigste mitnehmen. Ihr zurückgelassenes bewegliches Eigentum
fiel danach in die Hände von Schnäppchenjägern aus dem Dorf und der
Umgebung. Wie in anderen Orten organisierte die Finanzbehörde Verstei-


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