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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 506
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Heinz. Nienhaus

sehen Kameralherrschaft Triberg, - leider immer seltener - zu findenden
hölzernen Longinuskreuze. Das hat seinen Grund darin, dass der letzte
vorderösterreichische Obervogt Karl Theodor Huber (1758-1816), den
Hansjakob respektvoll „Beamter von Gottes Gnaden" nennt, sich für das
Aufstellen speziell dieser Kreuze sehr einsetzte. Errichtet wurden die
Kreuze in der Zeit zwischen etwa 1780 und 1850, viele sind inzwischen
den Weg alles Irdischen gegangen.

Es gibt einige Legenden um den Lanzenreiter Longinus, der in den beiden
Bildern 1 und 2 - etwa zu Füßen des Gekreuzigten - deutlich zu erkennen
ist. Die am häufigsten verbreitetste ist wohl die, wonach Longinus
als römischer Soldat beauftragt war, die Tötung des Gekreuzigten durch einen
Lanzenstich ins Herz zu vollziehen. Dabei wurde er „sehend" und ein
gläubiger Christ. Später wurde er u. a. auch als einer der Bauernheiligen
verehrt.

Ein Longinuskreuz soll an die Leiden Christi erinnern, sie den Beschauern
vergegenwärtigen. In den Bildern 1 und 2 sind zu beiden Seiten des
senkrechten Kreuzbalkens gegenständlich nachgebildete Marterwerkzeuge
angebracht. Unter den Wundmalen an den Händen, Füßen und der Seite
des Gekreuzigten halten Engel Kelche, um das Blut aufzufangen. Auf dem
Querbalken stehen u. a. Gefäße, die an die Salbung des Leichnams erinnern
. Der rechts dort stehende Kelch symbolisiert das Abendmahl. Die Laterne
, links auf dem Querbalken, und die Fackel an der Leiter wie auch das
Schwert am senkrechten Kreuzbalken neben Longinus deuten darauf hin,
dass Jesus nachts von den Soldaten der Hohenpriester gefangen genommen
wurde. Die drei Würfel und der Leibrock, unten am senkrechten Balken,
erinnern daran, dass die Soldaten um den Leibrock des Gekreuzigten würfelten
. Im Zentrum der Darstellung aber steht der reitende Soldat und Lanzenträger
Longinus - abgeleitet aus dem griechischen: lonche = Lanze -,
der Christus in die Seite sticht und dieser Kreuzdarstellung den Namen
gab.

Umfangreiche Forschungsarbeiten von F. Andernach und M. Ruch über
die verschiedenen historischen Kreuzformen im Erzbistum Freiburg führten
zu der Erkenntnis, dass es die Longinusdarstellung als Reiter unter dem
Kreuz ausschließlich im Schwarzwald gibt.9 Den Grund dafür vermuten sie
in der Tatsache, dass Longinus als Bauernpatron und Heiliger des Longi-
nussegens besonders im Schwarzwald sehr beliebt war, weshalb er am
Kreuz nicht fehlen sollte. Bei den Forschungsarbeiten fiel auf, dass Longinus
oftmals nicht als Römer, sondern als Dragoner in schmucker, meist
blauer Soldatenuniform dargestellt wurde. Hierzu geben Andernach/Ruch
folgende Erklärung: „Soldatsein hatte im 19. Jahrhundert eine ganz andere
Bedeutung als heute. Wer zum Militär eingezogen wurde, war volljährig,
war ein Mann. Diese Männlichkeit, so die Interpretation, bewiesen die Soldaten
des Großherzogs in vier gewonnenen Kriegen (1813, 1864, 1866,


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