Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 524
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0524
524

Heiko Isenmann

Ich musste oft meinem Vater beim Herausziehen der Baumstämme helfen
. Dabei war es meine Aufgabe, Ketten um die Bäume zu hängen und
anschließend in die Ketten das Seil von der Seilwinde. Waren die Stämme
aus dem Durcheinander heraus und auf dem Holzpolder angelangt, musste
ich die Ketten wieder abhängen.

Wir brauchten wochenlang, bis wir das ganze Holz aufgearbeitet hatten.
Als wir im Juni immer noch nicht fertig waren, durften wir nicht einmal
mehr das Reisig verfeuern, weil es heiß und trocken war. Die Gefahr eines
Waldbrandes war zu groß. Doch das war auch gar nicht so schlimm, denn
das Reisig verrottet ja und düngt damit wieder den Waldboden.

Das Holz, das nicht mehr zum Verkauf geeignet war (Brennholz), wurde
an den Weg geschleift, in Meterrollen zersägt, gespalten und aufgesetzt.
Dabei entstanden riesengroße Holzstapel und jeden Abend, wenn wir
Feierabend machten, durften wir Kinder abmessen und ausrechnen, wie
viel m3 (Ster) Holz wir am Tag aufgesetzt hatten und wie viel wohl insgesamt
am Wegesrand saß. Als wir die 100 Ster erreicht hatten, fiel uns ein,
wie oft wir mit unserem Wagen fahren müssen, bis wir das ganze Holz einmal
zu Hause in Stöcken haben. Da wir nämlich selber nicht viel Wald besitzen
und immer auf „Selbstwerber" angewiesen sind, hatten wir beschlossen
, auch noch ein Stück Gemeindewald, welches genau neben dem
Waldstück meines Onkels lag, aufzuarbeiten.

Die rettende Idee hatte ein Kumpel meines Vaters. Er ist Waldarbeiter im
Staatswald in der Moos und ließ sich sein Brennholz mit dem Langholzwagen
nach Entersbach fahren. Erst dort zersägte und spaltete er es und
setzte es auf seinem Grund und Boden zum Trocknen auf. In der Folgezeit
taten es ihm manche Bauern gleich. Auch wir fragten einen Langholzwagenfahrer
, ob er uns bei Gelegenheit, wenn er z. B. leer nach Hause fahren
würde, eine Fuhre von unserem Holzpolder mitbringen könnte.

Einige Tage nach „Lothar" stand in der Zeitung, wo der Sturm überall
am stärksten gewütet hatte, so z. B. auf der Moos, dem Siedikopf, in Reichenbach
, Ohlsbach, Diersburg und auf dem Ruhestein.

Da man von uns daheim plötzlich den Moosturm mit bloßen Augen sehen
konnte, weil der ganze Bergrücken kahl war, entschlossen wir uns im
März 2000, als noch Schnee lag, eine Wanderung zum Mooskopf zu machen
, um zu schauen, wie es dort aussah. Die meisten Bäume, die die
Wald- und Wanderwege versperrten, waren schon weggeräumt. Auf dem
Weg zur Kornebene sahen wir immer wieder größere kahle Flächen, die
der Sturm in den Wald gerissen hatte.

Doch auf der Kornebene angelangt, trauten wir unseren Augen kaum.
Es bot sich uns ein Ausblick weit über die Rheinebene hinaus ins Elsass.
Noch schlimmer war es rund um den Moosturm.

Früher waren überall Bäume wohin man sah, aber nach dem Jahrhundertsturm
Lothar waren weite Flächen des Waldes um den Turm herum kahl.


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2007/0524