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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
87. Jahresband.2007
Seite: 557
(PDF, 115 MB)
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Rezensionen

557

land über einen Zeitraum von beinahe 100
Jahren hinweg. Aus der Sicht eines politisch
denkenden Bürgers wird die wirtschaftliche
, soziale und gesellschaftliche
Wandlung vom Großherzogtum bis zum
Dritten Reich deutlich. Gerade bei diesem
Punkt lässt Linnebach seine Aversion gegen
das Hitler-Regime erkennen. Denn er
weiß von den KZ, weiß von den Aggressionen
gegen Juden und andere Mitbürger
und ist eindeutiger und mutiger Gegner
des Systems. „Es besteht ein organisiertes
Spitzelsystem ...!"

Die mittelbadische Landschaft wird
mehrmals (Appenweier, Gengenbach,
Hornberg, Triberg), und zwar in besonders
warmen Sätzen angesprochen, etwa
, wenn er die Gengenbacher Jugendzeit
anspricht: „Diese glückselige Zeit in dem
schönen Kinzigtal und dem heiteren, lieblichen
und traulichen Städtchen Gengenbach
- sie war die schönste Zeit meines
Lebens, ich bewahrte dem Ort immer ein
Heimatgefühl". Bemerkenswerte Aufzeichnungen
eines wachen Bürgers, zur
Lektüre wärmstens empfohlen.

Martin Ruch

Wege aus der Armut. Baden in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts. Hg.
von Rainer Brüning und Peter Exner.
Karlsruhe: Förderverein des Generallandesarchivs
Karlsruhe e.V. 2007. 60
S., viele Abb.

„Es kommt nicht darauf an, ob die
Sonne in eines Monarchen Staat nicht
untergeht, wie sich Spanien ehedem
rühmte, sondern was sie während ihres

Verlaufs in diesen Staaten zu sehen bekommt
", meinte einst Georg Christoph
Lichtenberg. Die vorliegende Publikation
zeigt, dass die Sonne in Baden während
des 19. Jahrhunderts nicht nur Glänzendes
zu sehen bekam. Illustriert und
sachkundig untermauert mit Quellen und
Texten aus den schier unerschöpflichen
Beständen des Generallandesarchivs haben
die Herausgeber hier ein Heft zusammengestellt
, das sich den vielfältigen
Erscheinungsformen des Pauperismus, der
Massenarmut im badischen Großherzogtum
zuwendet. Kinderarbeit und Hütekinder
, Hungerkrise und Missernten, Bevölkerungsexplosion
und Wohnungsnot, -
zahlreich sind die Facetten des bedrückenden
Themas aufgelistet. Eine besondere
Würdigung erfährt der junge Landtagsabgeordnete
Franz Joseph Büß, der 1837 in
seiner mutigen „Fabrikrede" vor dem
Karlsruher Ständehaus - wenn auch letztlich
folgenlos - für Arbeiterschutz und
Sozialversicherung votierte (vgl. Rezension
in dieser Ortenau über die Publikation
von Dieter Petri). Oder die antisemitischen
Ausschreitungen 1819 und 1848,
die ökonomisch motiviert waren. Den Juden
brachte der Märzaufstand 1848 die
Aussicht auf rechtliche Gleichstellung,
aber auch Angst und Schrecken. In Bühl
plünderte „ein nicht zu bändigen gewesener
Volkshaufen" die Häuser wohlhabender
Juden. Eine seltene Lithografie von
1819 illustriert einen solchen früheren
„Hep-Hep!"-Aufstand. Karrikaturen, technische
Pläne, Veduten und Skizzen machen
diese Broschüre zum visuellen Erlebnis
, die fundierten Texte sind informativ
, relevant und gut geschrieben!

Martin Ruch


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