Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 76
(PDF, 97 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0076
76

Dieter Kauß

Im christlichen Bereich galt der Hase als Symbol der Wandlung und
Auferstehung, da er immer die Augen geöffnet hat und scheinbar teilnahmslos
diese Vorgänge aufnahm. Aber der Hase galt im mittelalterlichen
Christentum auch als zügelloses Tier, weshalb man im 8. Jahrhundert den
Genuss von Hasenfleisch verbot.

Man möchte auch annehmen, dass der Osterhase eher in der Stadt erfunden
wurde, da es auf dem Land viel schwieriger war, sich vorzustellen,
dass der Hase Eier lege. Er ist schließlich auch niedlicher als ein Huhn20.

Endlich kam der Hase als ein schnellfüßiges und harmloses Tier dem
kindlichen Bewusstsein sehr entgegen.21 Im Bewusstsein der Moderne
konnte sich der Hase als Geschenk besser durchsetzen, ob gebacken oder
aus Zucker, heute fast nur noch aus Schokolade geformt.22

Aus dieser Erkenntnis heraus wird neuestens angedacht, ob nicht der
Osterhase als Gebildbrot eine missratene Umbildung des Osterlamms sei,
eben ein Synonym für ein Ostergeschenk.23

c) Eierlegen und Osterhasenjagen als signifikanter Brauch des Ostersonntags

Im Gegensatz zu einem Huhn, das Eier legt und produziert, als natürlichen
Vorgang, legt der Osterhase Ostereier an einem bestimmten Ort ab, um den
Kindern die Suche nach diesen spannender zu machen.24 Er muss dabei ein
Stück Vernunft walten lassen, denn er muss z. B. auf die Anzahl und die
Farben der Eier aufpassen, dass sich die Kinder nicht benachteiligt vorkommen
. Oder er bildet gar ein Nest und setzt sich in der Form eines Teigoder
Zuckerhasen auf dieses, um eine Signalwirkung auszustrahlen.

Philipp Brucker, Alt-OBM von Lahr, einer der eindruckvollsten Schilderer
des Brauchtums im Lahrer Gebiet, sagte von seiner Mutter, dass sie
hartnäckig bemüht gewesen sei, zu beweisen, dass es den Osterhasen gebe.
Sie wollte ihren Kindern so lange wie möglich den Glauben an den Osterhasen
aufrechterhalten. Sie setzte diesen in Parallele zu dem Christkind,
das den Nikolaus mit dem Pelznickel in die Stadt schickt, um die Geschenke
auszuteilen. Folglich versteckte die Mutter selbst anstelle des Osterhasen
für jedes Kind ein Osterlamm, eine Osterbrezel, gefärbte Eier, Schokoladeneier
und einen roten Zuckerosterhasen. Sie verkündete danach, dass
der Hase gelegt habe.25 Dies zeigt aber auch eindrücklich, dass das Eierlegen
des Osterhasen mehr war, als das Ablegen der Eier durch die Henne,
die quasi ein Lebensprodukt ablegt, dort wo es geschützt ist.

Der Osterhase, d. h. der Mensch, legt Ostereier ganz bewusst etwa der
Anzahl nach, der Farben gemäß oder um das Suchen danach spannend zu
machen und nach dem Finden Freude zu spenden.

Dies brachte mich darauf zu überlegen, in welchen Redensarten oder
Tätigkeiten des Menschen, das Wort „legen" auftaucht:


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0076