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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 91
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Franz von Papen als Wendelinusreiter

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ten, die das politische Ressentiment auch bei gemeinsamen religiösen
Feiern nie verlässt) (sie!), so war sie mir Herzenssache, gerade weil die
Gemeinsamkeit unseres katholischen Denkens über alle Grenzen hinweg
und hier in Bezug auf unseren Heiligen und das seinen Fürbittern verschlossene
Saargebiet - niemals genug betont werden kann. Wie sollten
wir von einem neuen europäischen Geist reden können, wenn wir uns
schämten, ihn als Katholiken zu manifestieren? Das ist eine Pflicht, die zu
erfüllen auch einem alten Mann noch erlaubt sein sollte.2®

Bezeichnenderweise hatte Papen für seine Kritiker, die sich auf die Seite
der Opfer des Nationalsozialismus stellten, kein Verständnis. Zugleich
glaubte Papen, der mit der saarländischen Industriellenerbin Martha von
Boch-Galkau verheiratet war, durch seine demonstrative Verehrung des hl.
Wendelin in Bezug auf die Saarlandfrage ein „nationales" Zeichen setzen
zu müssen. Am Wendelinusfest 1955 sagte er seine Teilnahme an der Reiterprozession
ab, weil an diesem Tag die Abstimmung über das Saarstatut
stattfand, an der er sich zusammen mit seiner Frau beteiligen wollte.

Im Jahr 1956 lud Pfarrer Fridolin Bigott von Papen erneut zum Wendelinusritt
ein. Den Nußbacher Pfarrer hatte die Kritik am Auftreten des ehemaligen
Reichskanzlers auf dem Nußbacher Wendelinusfest wenig beeindruckt
: Er erklärte, dass er „sich auf keine Diskussion über Herrn von Papen
einlasse".21 Papen reihte sich dieses Mal hinter dem aus China vertriebenen
Missionsbischof Augustin Olbert und Vikar Pierre Marie Senghor,
dem Bruder des senegalesischen Staatspräsidenten, in der Prozession ein.22
Vor allem die überregionale Presse stellte die Teilnahme Papens an der
Wallfahrt heraus: Sogar das Hamburger Magazin DER SPIEGEL veröffentlichte
ein Foto von Papens vom Nußbacher Wendelinusritt.23 In diesem
erneuten Auftritt von Papens sah man vielfach ein Zeichen der kirchlichen
Rehabilitierung. Tatsächlich verlieh Papst Johannes XXIII. 1959 von Papen
erneut den Titel eines päpstlichen Geheimkämmerers, der ihm 1939
von Papst Pius XII. aberkannt worden war.

Aber auch dieses Mal gab es aus katholischen Kreisen heftige Kritik.
Vor allem der Diözesanleiter des Katholischen Männerwerks, Franz Nad-
ler, reagierte heftig und schrieb gleich drei Briefe an den Nußbacher Pfarrer
, den Nußbacher Reiterverein und an den Volksbürosekretär Benz. Im
Brief an den Reiterverein heißt es:

„Einer Zeitungsmeldung zufolge hat Franz von Papen am vergangenen
Sonntag die dortige Reiterprozession angeführt. Hätten wir dieses bedauerliche
Ereignis auch nur ahnen können, dann hätten wir jene hunderte
Werbebriefe nicht ins badische Mittelland gesandt, die zu dieser Prozession
aufriefen. Wir hätten keine Mühe und kein Geld dafür aufgewandt. So
sind wir also möglicherweise in den Augen unserer Freunde und Mitarbei-


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