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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 105
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„Trenderle" und „Holegrasch": Spuren jüdischen Brauchtums in der Ortenau

105

Eine bemerkenswerte Erinnerung an ein Sabbatgeschehen hat für Diersburg
Arnold Lederer (geb. 1913 in Diersburg, 1923 Umzug nach Offenburg
, 1933 Emigration nach Frankreich) notiert:

„Meine Mutter erzählte, als sie noch nicht verlobt war, war sie in Diersburg
bei ihrer Tante in einer Wirtschaft, dem badischen Hof, der eine jüdische
Wirtschaft war bis 1940. Und an einem Freitagabend war meine Mutter
gewohnt, daß man den Segen vor dem Sabbat spricht vor dem Essen.
Doch es hat gedauert und niemand hat sich an den Tisch gesetzt. Man
nennt diesen Segensspruch den Kiddusch. Kiddusch, die Wurzel davon ist
yheilig', den Sabbat heiligen. Und meine Mutter war ungeduldig als junges
Mädchen, hat gefragt: ,Wann wird man Kiddusch machen?' Da war ein
Mann in der Wirtschaft, der hat gesagt: , Wenn es nur das ist! Dann mach
ich eben den Kiddusch.' Und der Mann hat den Kiddusch gemacht und
meine Mutter war zufrieden. Dieser Mann war ein nichtjüdischer Nachbar,
den ich nicht gekannt habe. Er war so mit den Bräuchen der Juden vertraut
und hat den Wortlaut gesprochen, auch wenn er gar nicht verstanden
hat, was er gesagt hat, aber er kannte auch die Sprache des Jüdisch-Deutschen
. Der war vollkommen auf dem Laufenden. "15

Frieda Blum (geb. 1928) hat ebenfalls in Diersburg am Sabbat ausgeholfen
: „Am Samstag hat die Frau Bruchsaler, die neben der Linde gewohnt
hat, immer schon auf mich gewartet, wenn ich von der Schule nach Hause
ging. Dann hat sie mich hinein gebeten, damit ich ihr das Feuer anzünden
sollte. Dafür habe ich dann immer Matzen bekommen. Die haben fad geschmeckt
, aber mir ist das in wunderbarer Erinnerung. "18 Auch Baron Albert
Freiherr Roeder von Diersburg war ein „Schabbesgoi": „Bevor ich zur
HJ ging, kehrte ich bei unseren jüdischen Nachbarn ein, bei der Familie
Bruchsaler, um ihnen am Schabbat das Feuer anzuzünden. "19

Nicht nur für Kehl und das Hanauerland, sondern für die Landgemeinden
der Ortenau galt, was Friedrich Wertheimer, aus Kehl gebürtig, festhielt
: „Der Samstag, der Sabbat, hier im Hanauerland hieß er Schawes,
war für uns so heilig wie der Sonntag für die Christen. Und keiner unserer
Mitbürger hat sich daran gestört. "20

Fessach

Pessach ist das erste unter den in der Bibel genannten großen jüdischen
Festen. An diesem Tag wird der Auszug der Juden aus der ägyptischen
Knechtschaft gefeiert. Es ist ein mehrtägiges Familienfest, an dem man
abends zusammensitzt, isst und trinkt und an die biblische Geschichte erinnert
. Gerade der erste Pessachabend, der Seder (= Ordnung), ist von Bedeutung
. Die Lesung der Haggada (ein kleines Buch, das die Geschichte


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