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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 117
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„Trenderle" und „Holegrasch": Spuren jüdischen Brauchtums in der Ortenau

117

„Luxemburg, 14.12.1939

(...) An Deiner schönen Chanukafeier nahmen wir tüchtig Anteil und lebten
so die vergnügten Stunden mit, die Du uns so lebhaft schildertest. Ich kann
Dir verraten, auch wir kamen nicht zu kurz. Am 6.12. wird hier der Nikolaustag
gehalten, das ist hier der Geschenktag, wie bei uns Weihnachten.
Hugo brachte jedem der Hausinsassen ein Päckchen. Tante Marie und ich
bekamen jeder feine Namür Pralinen, Vater wunderbare Trauben, so wurde
jeder beglückt. Wir hielten auf unserem Zimmer richtig Chanuka. Wir holten
bei Tante Linas Schreiner ein passendes Brett und kauften Kerzen. Das
war ein Flackern und Leuchten. Wir hatten unsere richtige Freude daran
und sangen aus voller Kehle das ,Maos zur' dazu. Sogar zündeten wir einige
Male unten an und allen gefielen wieder einmal die jüdischen Weisen.
Vater ging jeden Tag zur Synagoge. (...) Mutter. "50

Einen Bericht über die Offenburger Chanukkafeier im Hause Cohn hat die
Mutter in ihrem Tagebuch notiert:

„28. Dezember 1927. Inzwischen war auch Chanukka. Wir bescherten unser
Mädele (Esther) am ersten Abend des Lichterfestes. Ich baute mit viel
Freude und Genugtuung über meine große Tochter dem Kind sein Gabentischlein
auf und schmückte es schön, so daß es im fertigen Zustand gemeinsam
mit dem Chanukka-Leuchter, den mir mein lieber Mann in diesem
Jahr schenkte, einen recht festlichen Eindruck machte. Es erhielt ein hölzernes
Hottepferd (vom Opa), einen großen bunten Ball, einen Baukasten,
eine Spiel-Uhr mit Kette von den Eltern und von der lieben Tante Hilde
Holztierchen, eine warme Hose, Schokolade, einen Elefanten so daß das
Tischlein voll belegt war. Später noch von Frau Hefner ein Kindersofakis-
sen und von der Priedel Sandgeschirrle dazu. Die Freude hätte man festhalten
sollen, als das Mädele am ersten Abend Chanukka unter den brennenden
Kerzen sein Tischlein erblickte. "51

Das Offenburger Museum besitzt einen Chanukka-Leuchter aus dem Besitz
des Offenburger Viehhändlers Salomon Kassewitz. Kassewitz, geboren
1863 in Schmieheim, seit 1912 in Offenburg ansässig, war 1940 nach Gurs
deportiert worden. Ein Nachbar: „Zusammen mit seinen Leidensgenossen
in den Turnsaal der Schillerschule eingeliefert, konnte er sich dort von mir
verabschieden mit den Worten: ,Sag Deinem Vater, er soll sich um den
restlichen Haushalt kümmern.' In jener Zeit kam der Leuchter in den Besitz
meines Vaters. Wir erhielten noch eine Postkarte aus Gurs, , Gut angekommen
, reisen bald weiter', und dann erst um 1949 einen Brief aus Montevideo
. "52

Ein weiterer Chanukka-Brauch war und ist das Treidel-Spielen, bei dem
sich die Kinder ein paar Münzen oder Süßigkeiten verdienen können. Der


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