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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 128
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Martin Ruch

Witwe und deren Töchter weitergeführt. Für Altdorf nennt Maria Schwab
den „Hirsch" als Treffpunkt der Juden, wo sich die Männer nach dem Mittagessen
zum Kartenspiel, dem „Därdili" trafen.83 In Offenburg war während
der Nazizeit das Cafe Weil84 zum wichtigen Ort geworden, usw.

Essen und Trinken

Über traditionelle jüdische Speisen der Ortenau ist nur wenig bekannt. El-
fie Labsch-Benz nennt für Nonnenweier aber immerhin für den ersten Pes-
sachtag ein Fischgericht: „Der Fisch wurde mit Zwiebeln, Knoblauch und
Petersilie in einer weißen Mehlsoße am Vortag gekocht, dann gestockt und
kalt gegessen. "85 Für das Wochenfest Schavuot (sieben Wochen nach Pes-
sach) ist dort auch der „Koltesch" dokumentiert, ein Hefezopf mit Rosinen.

Als Altdorfer Sabbatspeise notierte Maria Schwab: „Die jüdische Hausfrau
knetete den Teig für die ,Bärches' aus schönem Weizenmehl Ehe sie
den Teig zu einer zopfartigen Form flocht, sprach sie ein Lob gebet auf den
ewigen Gott Am Freitagnachmittag brachte man die Teigzöpfe zum Backen
in Kaufmanns Mazzot-Bäckerei. Auch Grünkern- und Bohnensuppe und
,MagenkugeV hatte so manche Jüdin vorbereitet. (...) Reich und festlich
sollte am Freitagabend das Mahl sein. Die Altdorfer Juden verstanden es,
gut zu essen. Koscheres Rindfleisch, Gänse oder Hähnchen standen auf
dem Speiezettel. "86 Zum Ausklang von Jörn Kippur gab es Nudelsuppe,
Rindfleisch, Kartoffel und Gemüse, später Kaffee und Kuchen.87

Haartracht, weiblich - männlich

Für Rust stellte Rosalie Hauser fest: „Einem uralten Herkommen nach trugen
die Jüdischen Frauen, besonders auf dem Lande, wie die Nonnen oder
Barmherzigen Schwestern, ihre Haare verborgen. Gewöhnlich trugen sie
unter ihren weißen Hauben schwarze Bänder über der Stirn, die Spitzen
der gekrausten Hauben wurden meist, nicht wie heute mit der Brennschere
bearbeitet, sondern auf Brettchen mit eingelegten Stäbchen oder Strohhalmen
,goffrierV {gekraust). Samstags trugen sie ächte Spitzenhauben mit
farbigen Bändern. Die erwähnten schwarzen Stirnbänder wurden später
aus Krepp, mit feinen Säumchen und weißem Scheitel hergestellt, damit es
Haare vortäuschen sollte. Nachdem durch die Eisenbahnen sich der Verkehr
unendlich gesteigert hatte, genierte es die jungen Frauen, sich durch
besondere Kopfbedeckung auszuzeichnen. Die eigenen Haare sollten aber
verdeckt sein. Da verfielen sie auf etwas Widersinniges: Sie verdeckten dieselben
durch falsche. Nach der Emanzipation der Juden und besonders
nach dem 1870er Krieg, der die Konfessionen einander näherbrachte, wurde
mit der Tradition des Haareverbergens gebrochen. "88


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