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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 187
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Bräuche, Sitten und Traditionen aus dem einstigen Flecken Willstätt

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Am 14. März 1999 wurde Bürgermeister Kleinhans zum dritten Mal in
das Amt des Bürgermeisters gewählt. Die Bauhofarbeiter stellten ihm an
seinem Wohnhaus eine prächtige Tanne.

Vor vielen Zuschauern wurde am 1. Juni 2007 dem frisch gewählten
Bürgermeister Steffens am Rathaus ein bunt gezierter Maibaum aufgestellt.
Im Legelshurster Wald wurde eine stattliche Birke geschlagen, zubereitet
und nach Willstätt transportiert. Die Feuerwehr der Gesamtgemeinde Willstätt
brachte den Baum mit großer Kraftanstrengung in die Senkrechte. Anschließend
gab es Freibier und Brezeln im Rathaushof.

Auf die Frage einer Willstätterin an einen Legelshurster: „Wo esch denn
d'r schene Boam her" bekam sie folgende Antwort: „Von Lejelzorscht na-
dirli, d'Wellstätter hän jo ken Wald."

Sperrnacht

Die Sperrnacht war eine uralte Sitte in unserer Gemeinde, die sich immer
vom 23. auf den 24. Dezember eines jeden Jahres abspielte.

Junge Burschen streiften in der Nacht durch das Dorf und schleppten
nicht weggeräumte Gegenstände ans Rathaus. Hoftore und Fensterläden
wurden ausgehängt, Leiterwagen fortgeschoben, Leitern und Schalbäre
(Schaltbahren), Gartenmöbel, Sonnenschirme, Blumenkübel, Dreckeimer,
Fahrräder, Baumaschinen, Anhänger, Blumentröge u. a. wurden fortgeschleppt
. Alles was in nicht abgeschlossenen Höfen stand wurde, weggetragen
. Sogar ein Bulldozer erreichte geräuschlos das Rathaus.

Am Morgen des 24. Dezember waren die Einwohner damit beschäftigt
die, weggeschleppten Gegenstände wieder abzuholen, sofern das Verschwinden
gleich bemerkt wurde. Viele Dinge blieben über Weihnachten
stehen, die die Gemeindearbeiter hinter das Rathaus stellten. Über die
Weihnachtstage wäre diese Stellage kein feierlicher Anblick gewesen.

Anfang der 1980er Jahre eskalierte dieser Brauch. Abwasserdeckel wurden
herausgerissen, Blumentröge in die Kinzig und den Plauelbach geworfen
, die elektrische Beleuchtung des Weihnachtsbaumes vor dem Rathaus
zerstört u. v. a.

Nach Ermahnungen von Seiten der Gemeindeverwaltung konnte der
Brauch wieder in geordnete Bahnen gelenkt werden.

In der Sperrnacht 2005 wurden wieder große Schäden angerichtet. An
den Gasthäusern wurde die Weihnachtbeleuchtung durchgeschnitten, ebenso
die Beleuchtung des Weihnachtsbaumes vor dem Rathaus, Blumentröge
wurden von den Fenstern heruntergeworfen, Dreckeimer ausgeleert u. v. a.

Aufgrund dieser unkultivierten Ereignisse beschloss der Ortschaftsrat
die Sperrnacht zu verbieten. Für das Jahr 2006 wurde eine verstärkte Polizeipräsenz
angefordert.


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