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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 251
(PDF, 97 MB)
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Der Zimmerer Waldbrief von 1389

251

welche einem vorhandenen Besitz eine besondere Legitimation geben
sollte.32

Die aufgeführten Autoren schrieben in erster Linie über den Korker
Waldbrief, versuchen wir im nächsten Schritt die Informationen über eine
Zeitbestimmung im Zimmerer Dokument zu sammeln.

Die Zimmerer Kirchspielsleute versichern dem Notar Scherer, die von
ihnen geschilderten Verhältnisse hätten sich, soweit sie sich erinnern könnten
, nicht verändert. Nimmt man für die Dauer eines öffentlichen Gedächtnisses
100 Jahre an, so kämen wir zum Ende des 13. Jahrhunderts. Andere
Überlegungen verschieben diesen Zeitpunkt weiter in die Vergangenheit.
Theodor Kurrus hat in einem Aufsatz über unser Dorf ältere Forscher bestätigt
, dass die Zimmernorte bereits im 8. Jahrhundert entstanden seien.33
Mit diesen Siedlungen sind Martinskirchen eng verbunden, die wiederum
auf eine frühe fränkische Christianisierung schließen lassen. Ein zweiter
der drei Kirchspielsorte, Urloffen, sei noch früher von Franken besiedelt
worden, wofür nicht nur der Name Orlopheim spricht, sondern auch das
1980 entdeckte Gräberfeld.

Einen weiteren Grund für eine frühe Datierung der Waldstiftung liefert
der Kirchenbau, wie er in unserem Brief beschrieben wird: „daß ein Edler,
genandt Eppo, Sanct Martins Kirchen zu Zimmern gestiftet, und aus
schlechten nachgültigen Holz gebauen ... hatt."34 Die Wissenschaft scheint
sich einig zu sein, dass Holzkirchen in Europa nur bis 1000 üblich waren.

Auf der anderen Seite würde der Auftrag, an das Kloster Allerheiligen
Rehböcke und Hirsche zu liefern, die These, dass Weif, der Ehemann
Utas, der Stifter sei, stärken. Aber der Korker Waldbrief entstand erst
rund 80 Jahre nach der Urkunde für Zimmern, und bevor nicht weitere
Quellen verglichen werden können, bleibt das Problem der Entstehungszeit
ungelöst.

Steht am Ende noch die Frage offen, was weiß man über das konkrete
Objekt, über das wir nachgedacht haben, den Wald selbst, den Eppo dem
Kirchspiel geschenkt hat. Die Antwort, die wir für heute geben müssen,
ist erstaunlich: Er ist verschwunden. Kein Schlag, keine Gewannbezeichnung
, keine volkstümliche Überlieferung - vom Waldbrief selbst abgesehen
- erinnert noch an den Freier-Leute-Wald. Das hat sich z. B. auf der
Gemarkung Zusenhofen anders entwickelt. Schon unsere Quelle gönnt
dem Forst nur höchst sparsame Worte: „und daß der nachbeschriebene
Wald genannt der Freyen Lüte waldt zur und ahn Sant Martins Kirche"35
(liegt). Das klingt knapp. Es hilft uns auch wenig, wenn berichtet wird, es
führen Wege und Straßen durch seinen Bezirk. Greifbarer stellt sich die
Westgrenze dar, dort stoßen der Korker und der Zimmerer Wald aneinander
. Zwischen ihnen mögen Wiesen gelegen haben, u. U. durchsetzt mit
Büschen und Gestrüpp. Man erinnere sich an die große fette Viehweide,
um die man sich gestritten hat, und an die Hurst und Hecken, die be-


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