http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0436
436
Wolfgang Kleiber
Zeitansatz kann das 6.-8. Jahrhundert angenommen werden. Im oberen
Schuttertal (Schweighausen) schließt eine Zone mit fehlender 2. Lautverschiebung
an, kombiniert mit galloromanischen Lauterscheinungen. Fehlende
2. Lautverschiebung: Gumme (< cumba, zu erwarten wäre * Kumme),
Gutte (< gutta statt *Gutze), Mindel (< montella statt *Müntzel/*Mintzel),
ferner Baschk (< pascua, unverschobenes anlautendes lat. p- und -sc statt
*Pfasch).
Galloromanische Lauterscheinungen:
Palatalisierung von lat c vor a: Tschalm (gall. calmis), Gschasi (lat. casi-
na), Kautsch (gall. rocca); Erhaltung des lat. i (statt i > e) Krist (lat. cris-
ta)\ Sonorisierung des intervokalischen gall. -c- > -g- bracu > *bragu.
Max Pfister83 unterscheidet eine frühromanische Schicht (6.-8. Jahrhundert
) {gutta) von einer romanischen Schicht (um 800). Der Leitname
Tschalm beweist, dass „zur Karolingerzeit die Schwarzwaldromania [in
dieser Gegend, Verf.] noch nicht eingedeutscht war."84
3.4 Ausblick
Die exemplarische Präsentation und Analyse des mittelbadischen, insbesondere
des Schuttertäler Fremdnamenguts, machen ein zusammenfassendes
Schwarzwälder Namenbuch zu einer dringenden Forschungsaufgabe -
solange noch Gewährspersonen aus der alten Bergbauerngeneration verfügbar
sind. Die Aufgaben sind vielfältig. Die historische Anthropologie
hat einen ersten, mutigen Versuch unternommen85. Meinrad Schaab bemerkt
, dass die archäologische Untersuchung der Bauernhöfe im Schwarzwald
noch aussteht.86 Johannes Humpert und Gerhard Fingerlin87 zeigen,
dass die Römerstraße durch den südlichen Schwarzwald {Tarodunum-Hü-
fingen) neue Aspekte auch für die Substratforschung eröffnen kann88. Aber
auch für die spezifisch naturwissenschaftlichen Disziplinen: z. B. Vegetationsgeschichte
und Paläoökologie89, ferner die Pollenanalyse, Landschafts
- und Vegetationsgeschichte des Schwarzwaldes90. Die Naturwissenschaften
sollten die Ergebnisse der Substratforschung zur Kenntnis nehmen
.
4. Exkurs 1
4.1 Zur sprach- und siedlungsgeschichtlichen Interpretation der Ortenauer
Walchennamen unter besonderer Berücksichtigung vordeutscher Flurnamen
in Sasbachwalden
Sasbachwalden91 /sasväta/ ON Kreis Bühl; a. ca. 1350 sasbachwalhen,92 gehört
(als >Ausbausiedlung<) zu dem Hauptort Sasbach (a. 2. Hälfte 12. Jh.).
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2008/0436