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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
88. Jahresband.2008
Seite: 549
(PDF, 97 MB)
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Nachrichten

549

Walter Ernst Schäfer zum 80. Geburtstag

Seit vielen Jahren hat Walter Ernst Schäfer
die Leser der Ortenau mit zahlreichen Beiträgen
zur Kulturgeschichte der Region nicht
nur belehrt, sondern auch erfreut. Jenseits aller
akademischen Meriten liebt und schätzt
er gerade diese Zeitschrift und ihre Leserschaft
als besondere Ansprechpartner, hat dabei
nicht nur hier, sondern auch in vielen
Vorträgen mit der wissenschaftlichen Forschung
einen ganz persönlichen Ton der
Darstellung getroffen, hinter dem man bald
liebevolle Zuwendung zum Gegenstand wie
zum Publikum wahrnimmt.

Dass in Schäfers Lebenswerk gerade der
deutsch-französische Grenzraum immer im
Mittelpunkt des Interesses stand, hat mit seiner
Herkunft, aber auch mit seiner Lebensart
und mit seinen Überzeugungen zu tun. Geboren
am 29.12.1928, wuchs er in Karlsruhe
auf, besuchte dort auch die Schulen, bis er
mit der Familie nach Stuttgart übersiedeln
musste. Doch eigentlich stammte er aus dem
„Ried": mütterlicherseits aus Nonnenweier,
vom Vater her aus Ottenheim, aus alten Bauern- und Fischerfamilien. Was ihm das bedeutete
, konnte ich ermessen, als er mich einmal, wie immer voller Anekdoten, auf diesen und
jenen Platz, dieses und jenes Gebäude deutend, durch Nonnenweier führte. Kein Wunder,
dass auch ein Beitrag in der Ortenau der Geschichte dieses Ortes gewidmet ist {Die Ortenau,
Jg. 2005). Im Januar 1945 wurde er als Luftwaffenhelfer eingezogen, schließlich noch an die
Ostfront kommandiert. Eine schwere Verwundung - im April 1945 verlor er seinen rechten
Arm und kam knapp mit dem Leben davon - hat seine Alltagsexistenz, aber auch seine
scharfgeschnittene politische Haltung beeinllusst. Denn auf Symptome der Unterdrückung,
auf öffentliche Unvernunft, auf politische Machtspiele und auf die Reflexe des Obrigkeitsstaates
reagiert Walter Schäfer allergisch. Zivilcourage ist ihm nicht bloßer Appell, sondern
tägliche Selbstverständlichkeit, auch wenn sich bequemere Möglichkeiten geboten hätten.
Er, der den Krieg kennengelernt hatte, kämpfte gegen alle Anzeichen des Militarismus. Als
Professor verstand sich Schäfer nicht nur als Gelehrter, sondern zugleich als Mensch, der in
Fragen des Gemeinwohls auch in der Öffentlichkeit Stellung beziehen wollte.

Vielleicht trug zu diesem geistigen Profil auch die Neigung zur französischen Geschichte
und zur französischen Lebensart bei. Denn nach dem Studium in Bonn (1951/52) wechselte
Walter Schäfer als Stipendiat an die Universität Aix en Provence. In den französischen
Süden konnte er später noch einmal zurückkehren, - als stellvertretender Leiter des Goethe-
Instituts von Marseille (1962-64). Hier lernte er, Deutschland und seine Geschichte auch
mit dem Blick des Ausländers zu sehen. Dieser Blick nährte mancherlei Skepsis, die sich
jedoch nie mit Zynismus paarte, vielmehr auf ethischen Grundsätzen besteht. Es ist wohl
diese wesenseigene und durch harte Erfahrungen genährte Skepsis, die ihn auch vor einseitigem
Karrieredenken schützt und die ihm den Wissenschaftsbetrieb nie zum Selbstzweck
werden lässt. Im Jahre 1955 schloss Walter Schäfer das Studium der Germanistik, Roma-


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