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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 57
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Die Ortenauer Hochspringerin Ellen Mundinger

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Alles, was draußen stattfand, gefiel Ellen Mundinger. Nicht das Sporttreiben
stand im Vordergrund, sondern die Bewegung an der frischen Luft:
Hallensport war nichts für das Naturkind.

Mit Turnschläppchen für acht Mark absolvierte die Nachwuchshoffnung
ihr erstes Training: „Ich weiß es noch genau." Zunächst war Warmlaufen
angesagt: „Das kannte ich gar nicht." Da in der Mannschaft von Hannes
Veit jemand für den Hochsprung fehlte, wurde Ellen Mundinger dafür auserwählt
. Der Trainer brachte ihr die Technik bei; damals schwangen sich
die Sportler im so genannten Western Roll beziehungsweise Rollstil über
die Latte: Die Position des Körpers zum Boden ist fast parallel, der Kopf
wird etwas angehoben. Der gesamte Körper rollt über die Latte. Diese
Technik hat den Vorteil, dass der Körperschwerpunkt niedriger liegt als
beim bis dahin angewandten Schersprung.1

Für Hannes Veit stand fest: „Die Ellen braucht Spikes", also besonders
griffige Leichtathletikschuhe. Den intensiven Ledergeruch ihrer ersten
weiß-roten Puma-Spikes hat Ellen Mundinger noch heute in der Nase. Im
Hochsprung war sie von Anfang an besonders gut. Sie spürte, wann der
passende Zeitpunkt zum Absprung da war - ein ganz entscheidendes Moment
bei dieser Disziplin. Besonders schnell sei sie gar nicht gewesen,
aber darauf kommt es auch nicht so sehr an: Es geht um die möglichst verlustfreie
Übertragung der horizontalen in die vertikale Kraft - und darin
war sie kaum zu übertreffen. Bereits im Alter von fünf Jahren hatte ihre
Mutter sie zum Ballett geschickt, damit die Kleine mehr Körperspannung
bekommt: „Ich war ein schlaksiges, dünnes Mädchen." Mit diesem Tänzeln
auf den Fußspitzen konnte sie sich allerdings nicht recht anfreunden:
„Das einzige, was ich gut konnte, waren die Sprünge."

Zwei Mal pro Woche war Training angesagt, jeweils für anderthalb
Stunden. Die Ausbildung war vielseitig, neben dem Sprung in die Höhe
wurde Kugelstoßen geübt, Weitwurf, Hürden. Mehrkampf hieß das Ziel:
„Die Spezialisierung folgte erst später." Mitunter fiel es Ellen schwer, sich
aufzuraffen, gerade bei Regen oder im Winter, die Dunkelheit bereits herein
brach. „Wenn ich fertig war, war ich aber froh, es gemacht zu haben." Sie
hatte den inneren Schweinehund im Griff: Jedes Mal aufs Neue zu entscheiden
, zum Training zu gehen oder zu schwänzen, koste zu viel Kraft, war ihre
Erkenntnis. Also fand eine Diskussion zwischen den beiden Seelen erst
gar nicht statt. Ellen ging zum Training. Etwas anderes hätte auch Hannes
Veit gar nicht toleriert. Noch immer schwingt viel Respekt mit, wenn sie
von ihrem „Sportvater" spricht. Überzeugend sei er gewesen, er habe Autorität
besessen. Und: „Für ihn war es schön, ein Talent vor sich gehabt zu haben
", sagt Ellen Mundinger und lacht. Hannes Veit, inzwischen 80 Jahre
alt, gilt als einer der Väter der Offenburger Leichtathletik. Er erinnert sich
an das „lang aufgeschossene Mädchen", das er unter den trainierenden
Oken-Schülerinnen entdeckt hatte, wie wenn es gestern gewesen wäre2:


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