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Manfred Merker
Abb. 7: Das Schülerbad am unteren Mühlbach
Titel: „Pindars Siegesgesänge als Ausdruck des Dorischen Stammcharakters
, mit besonderer Erklärung des ersten Pythischen Gesanges".
Baumann musste mit seiner Abhandlung kurzfristig einspringen, weil
Weißgerber als Autor ausgefallen war und eine „hohe Verordnung des
Großherzogl. Oberstudienrathes" umgesetzt werden sollte, „dass die wissenschaftliche
Beigabe im Turnus geschehen möge". Den provisorischen
Charakter merkt man der Arbeit keineswegs an, sie ist auf jeder Seite bereichert
mit einer Fülle von Zitaten und Verweisen auf die benutzte wissenschaftliche
Literatur und trägt alle Merkmale einer gründlichen philologischen
Analyse. Zunächst erklärt Baumann psychologisch einfühlsam die
kulturelle Leistung des thebanischen Dichters Pindar (518-446 v. Chr.) als
größter griechischer Chorlyriker, der in der Zeit der Perserkriege seine unkultivierte
Heimat Böotien verlassen habe, um seine geistige Identifikation
bei den Dorern der Peloppones und in Sizilien, besonders Syrakus, dem
kulturellen Mittelpunkt der Insel, zu suchen. Seine hier behandelte Lobeshymne
für den siegreichen Tyrannen Hieron von Syrakus, „Sieger mit dem
Wagen" (470 v. Chr.), mit ihren 100 Versen eines der schönsten Chorlieder
Pindars überhaupt, feiert die Macht der Musik und ihre göttlichen Förderer
. Sie rühmt den Herrscher für seinen maßvollen Sieg über die Etrusker
474 bei Cumae und die Stadtgründung von Aitna und mahnt ihn zu Besonnenheit
, Gottesfurcht, Weisheit und zur Beachtung des Kairos, des rechten
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