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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 103
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103

Von der Badelust am Schutterstrand

Christel Seidensticker

Schon in prähistorischer Zeit sind, wie man weiß, die Menschen ins Wasser
gegangen und geschwommen. Die Ägypter, die Griechen haben es getan
, und auch die Germanen waren Schwimmer. Doch im Mittelalter änderte
sich die Einstellung. Baden galt, da man sich dabei entblößte, als unanständig
. Es gab Verbote, die auch damit begründet wurden, dass in Gewässern
Dämonen lauerten, aber auch Pestilenzen und andere Seuchen.
Erst im Zuge der Aufklärung verlor das Schwimmen und Baden den Geruch
der Verworfenheit. Doch noch nach 1800 galt es als ziemlich unanständig
, in offenen Gewässern zu baden. Die Badehose war noch nicht erfunden
, man vergnügte sich eben splitternackt in den Gewässern und erregte
öffentliches Ärgernis. Da man deshalb auch nicht schwimmen lernen
konnte, gab es häufig tödliche Badeunfälle.

Den Befürwortern des Schwimmens ging es vielfach nicht um die gesunde
Bewegung im Wasser, schon gar nicht um Sport, - das Wort gab es
noch gar nicht - sondern darum, Unfälle im Wasser zu verhindern.

Und dies ungeachtet der Tatsache, dass Aufklärer wie Rousseau das
Schwimmen als Körperertüchtigung ansahen, ungeachtet auch der Tatsache
, dass es schon vor 1800 Badeanstalten wie etwa in Paris oder Frankfurt
am Main gab, ging es nach 1818 lange bis ins 19. Jahrhundert hinein
nicht so sehr um die gesunde Bewegung oder gar Körperertüchtigung.
Auch die Forderungen des Pädagogen Johann Christoph Friedrich Guts-
Muths (1759-1839) und seine 1798 erschienene Schrift, das „Kleine
Lehrbuch der Schwimmkunst zum Selbstunterricht" waren noch weitgehend
unbekannt. Doch auch bei ihm heißt es noch: „Bisher ist das Ertrinken
Mode gewesen, weil das Schwimmen nicht Mode ist." Schwimmen
als Schutz vor dem Ertrinken? Bei ihm geht es weiter, er sieht das
Schwimmen, wie die körperliche Erziehung insgesamt, als wichtigen Bestandteil
der Erziehung.

Entsprechend handelte noch 1818 ein „Conversations-Lexikon" das
Stichwort „Schwimmen" zunächst mit einer physikalischen Definition und
dann mit folgendem Text ab:

Menschen und Tiere, wenn sie sich lebend auf dem Wasser erhalten
wollen, drücken durch Schlagen und Stoßen das Wasser, indessen
hat selbst die Natur das Thier geschickter zum Schwimmen als den
Menschen gemacht, denn sie hat ihm vier Füße und einen etwas langen
zurückgebogenen Hals gegeben, den Kopf aber im Verhältniß zu
dem übrigen Körper viel leichter gemacht, als bei dem Menschen.


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