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Christel Seidensticker
Im Kalender auf das Jahr 1819 erklärt der Kalendermann das Monatsbild
vom Juni. „Philosophien über den Monats-Helgen"13 nennt er seine
Betrachtungen. Hier erzählt er von einem, der beim Baden beinahe ertrunken
wäre und dann bei allen Heiligen schwor, erst wieder ins Wasser zu
gehen, wenn er Schwimmen könne, so dass er wenn er seinen Schwur gehalten
, ungebadet und ungeschwommen aus seinem Leben gegangen sey.
Das Schwimmen kann man freilich nicht gleich beim erstenmal
recht. Aber einmal muß man doch anfangen zu probieren, und wer
mit Muth und Vorsicht oft probirt und endlich den Vortheil durch
Übung erlückert, der wird ein Schwimmer.
Doch ist deßhalb die nöthige Vorsicht, wie gesagt, nicht außer
Augen zu setzen. Daher ist auch auf unserm Bild ein Schifflein oder
Nachen zu sehen, welches ohne Zweifel da ist, um den Badenden
und Schwimmen Lernenden, falls einer in Gefahr kommen sollte, zu
Hülfe gegenwärthig zu seyn. Seyn Noth- und Rettungsschifflein auf
jeden Fall in Bereitschaft zu haben, ist auch bey andern Dingen gut.
Und einer, der vielleicht schon einmal das Gleichgewicht im Froschtanz
verloren, und glücklich von dem Schiffer in den Nachen gezogen
worden war, hat die Angst vergessen und springt zum zweitenmal
muthig ins's Wasser. Das muß ich loben.14
Ab 1830 wird das Bild „modernisiert". Es sind nun sieben Knaben, einer
davon trägt ein Tuch über den Hüften! Und während es zuvor kein Zeichen
auf eine menschliche Behausung gibt, ist nun im Hintergrund eine Mühle
zu sehen. (Abb. 2)
Abb. 2:
Kalenderbild bis
einschließlich 1849
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