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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 189
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Landesturnfeste in Mittelbaden

189

Kosten rief der Landesturnerbund die Vereine zur Gründung von „Reisesparkassen
" auf. Alle gemeldeten Teilnehmer erhielten das Festabzeichen,
das Festbuch13 und den Quartierschein.

Die Unterbringung der Festgäste stellte das Organisationskomitee vor
eine große Herausforderung, denn zum Landesturnfest hatten sich insgesamt
291 Vereine mit 6.000 Turnern14 angemeldet. Außerdem waren etwa
120 Kampfrichter im Einsatz. Wenn man noch die Mitglieder der Festausschüsse
und des Kreisturnrats, die Kreisfachwarte, die Gauvertreter, die
Ehrengäste sowie zahlreiche weitere Gäste hinzurechnete, so hatte die
Stadt Offenburg (mit ihren 17.000 Einwohnern) für ein langes Wochenende
über 10.000 Festgäste aufzunehmen. Dafür reichten weder die Bettenkapazitäten
der Gasthäuser noch der Privatquartiere aus. Die meisten Festteilnehmer
erhielten daher einen Schlafplatz in einem Massenquartier, wie
das auch heute noch bei Turnfesten üblich ist. Dazu stellte die Stadt Offenburg
alle Schulen zur Verfügung. Es waren außerdem 6.000 Strohsäcke zu
füllen und mit Decken in die Massenquartiere zu bringen. Ein gründliches
Organisationskomitee errechnete dabei einen Gesamtbedarf von 900 Zentnern
Stroh, um den Gästen eine angenehmes Nachtlager zu bereiten.15

Die Teilnehmer trafen am Freitagnachmittag mit den Sonderzügen ein
und wurden auf die Quartiere verteilt. Am Abend fand die Festeröffnung
mit einer Feierstunde vor dem Bezirksamt statt, bei der das Landesbanner
an die Feststadt übergeben wurde. Der damalige Oberbürgermeister Holler
erinnerte in seiner Eröffnungsansprache an die großen Volksversammlungen
von 1848/49, die ebenfalls auf diesem Platz stattgefunden hatten.16
Dabei stellte er auch einen Bezug zu den Wurzeln der Turnbewegung her
und hob hervor, dass sich viele Turner, wie beispielsweise der Offenburger
Karl Heinrich Schaible, aktiv an der Freiheitsbewegung beteiligt hatten
. In der Festzeitung und im Festbuch wurde deswegen auch seiner besonders
gedacht, so dass die „Neue Badische Landeszeitung" die Schlagzeile
„Offenburg, die schwarz-rot-goldene Turnerstadt" druckte.17 Angesichts
der in der damaligen Deutschen Turnerschaft verbreiteten deutschnationalen
Haltung war dieser Hinweis auf die demokratischen Wurzeln
der Turnbewegung beachtlich. Nach der Eröffnungsfeier traf man
sich dann zu einem Festbankett in den festlich geschmückten Landwirtschaftlichen
Hallen.18

Am nächsten Morgen begannen die Wettkämpfe bereits um sechs Uhr
mit dem Einzelwettturnen in den Geräte- und den gemischten Kämpfen19
sowie im Dreikampf für Frei- und Handgeräteübungen.20 Die Turnfestleitung
erhoffte sich durch den frühen Wettkampfbeginn bessere Resultate, da
bei früheren Festen angeblich viele gute Turner wegen allzu großer Feststimmung
schlecht abschnitten.21 Im Gegensatz zu den vorherigen Landesturnfesten
nahmen nur Männer aktiv teil, da die Frauen seit 1925 ihr eigenes
Landesturnfest hatten. Neben badischen Turnern waren auch Teilneh-


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