http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0298
298
Manfred Merker
hierfür bestimmte man nach jahrelangen zähen Verhandlungen 1822 das
ehemalige Kapuzinerkloster am südwestlichen Ende der Stadt, das hierfür
entsprechend umgebaut worden war. Das ehemalige Franziskanerkloster,
das heutige „Kloster Unserer Lieben Frau", wurde dem weiblichen Lehrinstitut
der Augustinerinnen überlassen.
Zum Kapuzinerkloster Offenburg nur ein paar Worte. Knapp 400 Jahre
nach Gründung des Offenburger Franziskanerklosters hatte man diesen
franziskanischen Reformzweig der Kapuziner mitten in Dreißigjährigen
Krieg als Seelsorger und Prediger der Gegenreformation nach Offenburg
gerufen. 1645 wurde das von den Kapuzinern aus Steinen des Stadt-
schlösschens Uffhoven in Eigenarbeit errichtete schlichte Gebäude mit
„Kürch und Klösterlin" eingeweiht. Die Kapuziner waren im Gegensatz zu
den reicheren Barfüßern am anderen Ende der Stadt zu sehr der praktischen
Nächstenliebe und dem Armutsgebot verpflichtet, als dass ihnen viel
Zeit für Gelehrsamkeit und Bücherstudium geblieben wäre.6 Dass somit
die in der Historischen Bibliothek nachgewiesenen Provenienzen dieses
Klosters („Loci Capucinorum Offenburgi", oft mit der Jahreszahl 1676)
vergleichsweise geringfügig ausfallen, hat aber auch andere Ursachen: Was
an wertvollen Klassikern der Theologie, Philologie und anderer Wissenszweige
geeignet war, durfte der erste Direktor des Gymnasiums, Barthelmes
, laut Erlass von 1808 für seine Schule auswählen, die übrigen Bestän-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0298