Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 305
(PDF, 101 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0305
Der Froschmäusekrieg

305

der Hauptstadt des byzantinisch-griechischen Kaiserreiches mit seinem
großen antiken Erbe bereichert. 1362 hatte Petrarca ihr seine Handschriften
vermacht, der bedeutendste Zuwachs kam durch das Vermächtnis des
griechischen Kardinals Bessarion 1468 mit 482 griechischen und 264 lateinischen
Handschriften. Eine Handschrift aus diesem Fundus (Nh, Nt, beide
15. Jahrhundert, und Nx= Venetianus Marcianus IX 14, 14. Jh.) hat unser
kretischer Herausgeber wahrscheinlich für seinen Erstdruck (v = editio
princeps bei Lud wich) benutzt.

In diesem Venedig der beginnenden Renaissance gab es also genug Material
für die Druckerpresse der einheimischen und zugezogenen Wanderdrucker
aus ganz Europa. Schon 1453 war mit der Eroberung Konstantinopels
durch die Türken ein wichtiger Wendepunkt in der Geschichte Europas
gekommen: Tausende griechische Flüchtlinge strömten sowohl in die
Lagunenstadt, wo sie mit 10.000 Menschen die größte Minderheit mit einer
eigenen Kirche (1514) bildeten, als auch in das venezianische Kreta,
das 500 Jahre lang Außenbesitz der Adriametropole war und dadurch eine
neue Kulturblüte erlebte. Chania, aus dem unser Drucker Protothytos
stammte, hat mit seinem Hafen und Stadtbild noch heute ein stark venezianisches
Gepräge. Von hier waren unsere beiden Drucker nach Venedig gekommen
, um ihr Glück zu versuchen und mit ihrer griechischen Homerausgabe
um die Osterzeit des Jahres 1486 ihr Geld zu verdienen. Wussten
sie doch, dass es für diesen Text große Nachfrage sowohl bei den Humanisten
als auch in den Schulen gab. Dass ihr Werk schließlich zu den Franziskanern
, vielleicht über ihre Brüder im großen Straßburger Nachbarkloster
, nach Offenburg kam, erklärt sich leicht aus Venedigs engen Handelsbeziehungen
nach Süddeutschland und der ständigen Verbindung des Ordens
zu Italien. Im Unterricht des hiesigen Gymnasiums fand es dann irgendwann
einmal in den Händen des Griechischprofessors F. Weißgerber und
seines Deputatsnachfolgers K. Baumann vor 170 Jahren seine Verwendung
als willkommene kleine Lektüreeinführung in die gewichtigeren großen
Epen Homers, die Ilias und die Odyssee, aus der gleichen Bibliothek. Im
Lehrplan des Gymnasiums von 1837 für die vierte Klasse Griechisch
taucht sie tatsächlich in dieser Funktion auf!

Die Batrachomyomachie in der Homerüberlieferung

Der Titel unseres Buches in der ersten Zeile des Werkes lautet umschriftlich
„omeroubatrachomyomachia" = Homers Batrachomyomachia (s. Abb.
7). Dieser Buchanfang direkt über den ersten Versen des Gedichtes erklärt
sich entweder daraus, dass Titelblätter erst etwas später in Mode kamen,
namentlich durch den berühmtesten Drucker Venedigs, Aldus Manutius,
der als Erster auch handliche Klassikerausgaben in Antiqualettern und mit
Punkt und Komma, die Aldinen, druckte, oder aber daraus, dass es Teil ei-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0305