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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 309
(PDF, 101 MB)
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Der Froschmäusekrieg

309

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Abb. 9: Frobens Homerzitat 1518

Sinn der Buchstabenfolge. Gelesen als „en de tisi Tigretos, tou Karos" bedeutet
das: „In der Fassung des Tigres, des Karers"? Ein zufälliger Hinweis
führte zur Teillösung des Rätsels in einer griechisch-lateinischen Homerausgabe
des Basler Druckers und Erasmusverlegers J. Froben von
1518. Am Ende des lateinischen Vorworts werden Zweifel an der Autorschaft
des Homer geäußert: „Ich hätte beinahe vergessen, meine Leser darauf
hinzuweisen, dass einige von den scharfsinnigsten Gelehrten glauben,
dass die Batrachomyomachie nicht von Homer stammt". Weiter unten
heißt es dann: „Einige schreiben sie dem Tigres zu, denn ich erinnere
mich, dass uns von Beatus Rhenanus ein altertümliches Exemplar mit dem
Titel ,von Tigres, dem Karer' gezeigt wurde". Damit hat unser berühmter
Schlettstadter Humanist offenbar „unseren Homer" in seinen Händen gehalten
!

Auch in der Homervita Plutarchs, im Codex Venetus A der Ilias, dem
Codex Parisinus aus dem 11. Jahrhundert und einigen späteren Handschriften
erscheint die griechische Zuschreibung „einige lesen sie als Werk des
Tigres aus Karien". Konkret wird ein Tigres oder Pigres in der SUDA, dem
umfangreichsten byzantinischen Lexikon des zehnten Jahrhunderts, als
Bruder oder Sohn der karischen Königin Artemisia von Halikarnassos
(heute Bodrum in der Südwesttürkei) zur Zeit der Perserkriege genannt.
Ihm wird auch eine Versverdoppelung der Ilias zugeschrieben und den
„Margites", ein komisches Epos über einen Tölpel im Versmaß des Hexameters
und Jambus. Dadurch ergäbe sich für die Abfassungszeit unseres
Epos ein Ansatz für die erste Hälfte des fünften vorchristlichen Jahrhunderts
(Seeschlacht bei Salamis, 480 v. Chr.).


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