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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 322
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Walter E. Schäfer

Der Schreckensruf macht deutlich, welches Charisma Turenne ausgestrahlt
hatte und wie groß Resignation und Verzweiflung auf französischer Seite
waren. Sie erklären weithin das Versagen der französischen Truppen im
weiteren Verlauf.

Hinzu kam, dass Turenne keine Anweisungen für den Fall seines Todes
im Kampf gegeben hatte. Die Frage, welcher der Generäle das Oberkommando
in diesem Fall übernehmen sollte, war offen geblieben. Darüber
kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Marquis Nicolaus Vau-
brun, der eine Militärlaufbahn unter Turenne genommen hatte, und dem
Grafen Jaques Henri de Lorges.5 Beide kamen aus dem französischen
Hochadel und hatten den gleichen militärischen Grad erreicht: als General-
Leutnants. Ihre strategischen Vorstellungen differierten: de Lorges wollte
die französischen Truppen möglichst rasch über die in Altenheim erbaute
Rheinbrücke retten und im Elsass Verstärkungen erwarten. Vaubrun dachte
an weiteren Widerstand rechts des Rheins. Ihre Befehle widersprachen sich.

Die französischen Truppen waren durch Mangel an Proviant zusätzlich
demoralisiert. Sie fluteten in südwestlicher Richtung gegen Goldscheuer
zurück, die Rheinbrücke bei Altenheim als Zuflucht im Auge.

Die Erstürmung von Wülstätt

Die Verfolgung wurde von den Kaiserlichen nur zögerlich aufgenommen.
Der Wunsch des Kaisers Leopold IL, zunächst Willstätt, das Schloss und
den Ort einzunehmen, soll dabei eine Rolle gespielt haben. Man fragt sich
als Leser unserer Zeit, warum die Einnahme Willstätts eine solche Bedeutung
hatte, dass Montecucculi die Verfolgung der französischen Armee nur
mit Teilen seiner Truppen aufnahm.6

Willstätt wird in Urkunden und Geschichtsberichten des voraufgegangenen
16. Jahrhunderts trotz seiner geringen Einwohnerzahl - es hatte nach
dem Dreißigjährigen Krieg auch noch 1667 nur zweiundsechzig Bürger
und vierzehn Witwen und Waisen - auffällig oft genannt.7

In Willstätt wurden diplomatische Verhandlungen anberaumt, Verträge
abgeschlossen, besonders wenn die Freie Reichstadt Straßburg mit betroffen
war. Einige der Gründe dafür sind leicht zu erkennen: An der Straße
von Straßburg nach Renchen und Oberkirch gelegen, von wo der Weg weiter
über den Kniebis nach Württemberg führte, war Willstätt leicht erreichbar
. Eine Brücke führte über die Kinzig und das Schloss bot bequeme und
standesgemäße Unterkünfte für Ratsherren und Delegierte. Auch auf dem
Wasserweg, der Kinzig, konnte man nach Willstätt gelangen.

Im 17. Jahrhundert kam ein weiterer Faktor hinzu: Willstätt wurde zum
befestigten Ort ausgebaut. Die topographischen Voraussetzungen dafür
waren günstig. Der Ort war von zahlreichen Gewässern und Bachläufen


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