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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 328
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Walter E. Schäfer

hing ihres Verlaufs machen klar, dass die Schlacht um Goldscheuer und
Altenheim gemeint ist. Dann aber stellt sich die Frage, was hat den Stecher
oder den - nicht genannten - Verlag veranlasst, die Ereignisse vom
1. August, mehr als zehn Kilometer von Willstätt entfernt, so nahe heranzurücken
? Ein bloße Unkenntnis der örtlichen Gegebenheiten ist es
wohl nicht.

Der Stich ist ein Medium der kaiserlichen Kriegspropaganda. Darauf
deutet die Inschrift der Kartusche: „Fernerer glücklicher Progreß der Kays.
Waffen wider die Frantzosen aber auch der Name des Graveurs, der
den Stich signiert hat, „Lerch", Johann Martin Lerch lässt sich von 1653
bis 1684 als Kupferstecher in Wien nachweisen.16 Er schuf neben Porträtstichen
auch Darstellungen politischer Tagesereignisse. Es kam in unserem
Fall darauf an, österreichische Siegestaten ins rechte Licht zu heben, eben
die Erstürmung von Willstätt und die Schlacht um Goldscheuer. Die französische
Kriegspropaganda war zu dieser Zeit intensiver, doch gab es auch
Propaganda auf der Seite des Kaisers.

Wer mehr von der kriegsgeschwängerten Atmosphäre dieser Jahre erfahren
wollte, von den Täuschungsmanövern und Finten der Kommandeure
und den plötzlichen Umschwüngen des Kriegsglücks, der könnte das
Turenne-Museum in Sasbach besuchen. Freilich ist es der Verkündigung
des Ruhmes von Turenne verpflichtet, auch nach dem Übergang aus französischem
Staatsbesitz in die Hände bundesrepublikanischer Instanzen,
vor allem des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg im Jahr 1996.
Doch man muss sich von den Fanfaren französischen Heldentums nicht
unbedingt betäuben lassen. In gesonderten Räumen ist einiges von dem
Niedergang der umliegenden Dörfer der Ortenau zu sehen, auch auf Kupferstichen
.

In einer Epoche der wechselseitigen Verständigung, der Neufassung von
Geschichtsbüchern auch in den schwierigen Fragen von Krieg und Frieden
, wäre es an der Zeit, auch des ehemaligen politischen Gegners zu gedenken
. Graf Raimund von Montecuccoli zum Beispiel war ein nicht weniger
begabter Stratege, hatte nicht weniger Kriegserfahrung als Turenne.
Seine militärtheoretischen Schriften waren ebenso zahlreich und nicht weniger
bekannt als die des französischen Marschalls. Er könnte im Turenne-
Museum in Sasbach mehr Beachtung finden.17

Was freilich aus den Literaten in der betroffenen Ortenau, was aus Hans
Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1621 oder 1622-1676), dem
Schultheis von Renchen, was aus Quirin Moscherosch (1623-1675), dem
Pfarrer von Bodersweier, in den Wirren der Jahre zur Zeit ihres Lebensendes
geworden ist, darüber erfährt man im Turenne-Museum nichts. Von
Grimmelshausen weiß man nur so viel, dass er im Alter von fünfundfünfzig
Jahren noch einmal zu militärischen Hilfsdiensten einberufen worden


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