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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 399
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Gescheitert oder erfolgreich?

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ten. In 30% der Gemeinden, zu der auch Offenburg zählte, hatten sie die
Flucht ergriffen.9 Dabei gingen die jeweiligen Orts- und Stadtkommandanten
vollkommen unabhängig vor. Häufig bestätigten sie die alten Amtsinhaber
oder setzten den ranghöchsten auf seinem Posten verbliebenen Beamten
ein. Bis Herbst 1945 waren in 755 Gemeinden Südbadens noch ca.
25 % die alten Bürgermeister im Amt. In ca. 42% der Kommunen übten im
gleichen Zeitraum ehemalige NSDAP-Mitglieder das Amt des Gemeindevorstehers
aus. Der Kreis Offenburg bildete einen Sonderfall. In diesem
Verwaltungsbezirk musste die Säuberung hinten anstehen, da der Kommandant
des Detachements noch nach zwei Monaten nicht Herr der Lage
wurde. Eine abschließende Bereinigung der Bürgermeisterämter erfolgte
erst im Februar 1946.10

Das wenige und total überforderte Personal der französischen Einheit
war vollauf beschäftigt, den Plünderungen und Ausschreitungen der befreiten
Zwangsarbeiter und der eigenen Truppen Einhalt zu gebieten. Der
Grund für die Ausschreitungen lag an den unsäglich grausamen und blutigen
Spuren, die die Nationalsozialisten bis wenige Tage vor Kriegsende in
Offenburg hinterlassen hatten: die Erschießung von Angehörigen der Resistance
aus dem elsässischen Ort Thann im November 1944, die Erschlagung
von 41 jüdischen KZ-Häftlingen im April 1945. Und selbst nach dem
Einmarsch der französischen Truppen forderte die Detonation eines von
der Wehrmacht installierten Zeitzünders in einem Gebäude der Offenbur-
ger Kaserne am 4. Mai 1945 114 Opfer unter osteuropäischen Displaced
Persons.11 Unmittelbar danach vertrieben die Überlebenden die einheimische
Bevölkerung aus ihren Wohnungen rund um die Kaserne. Stadtkommandant
Dejean entschloss sich, drakonische Maßnahmen zu ergreifen.
Am 7. Mai 1945 schlug er dem Oberkommando in Freiburg vor, dass dieselbe
Anzahl Nationalsozialisten wie die der ermordeten Russen hingerichtet
werden solle. „Ich habe aber nur 20 Nazis, die erschossen werden könnten
. Deswegen möchte ich, falls die Hinrichtung genehmigt wird, darum
bitten mir schnellstmöglichst 80 Nazis aus anderen Gefangenenlagern zu
schicken"12. Dass die Hinrichtung tatsächlich stattfand, dafür gibt es keine
Hinweise.

Das Ende des Dritten Reiches und die Befreiung durch die französischen
Truppen in Offenburg

Als am 15. April 1945 nachmittags zwischen drei und vier Uhr Einheiten
des 23. Kolonial-Infanterie-Regiments unter Capitaine Dejean in Offenburg
einrückten, reagierten viele Offenburger mit Erleichterung, aber auch
mit Unbehagen und Besorgnis. Befreit, so Angela Borgstedt in ihrem Beitrag
„Nachkriegsalltag in Offenburg 1945 bis 1948/49"13 fühlten sie sich


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