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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 401
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Gescheitert oder erfolgreich?

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organisiert hatte und Philipp Nünlist20, der für die Leitung des von der
Stadt unterhaltenen Lagers für westeuropäische Zwangsarbeiter verantwortlich
war. Als Winkler sich weigerte, kam Ratschreiber Hermann Isenmann21
an die Reihe. Am 15. April, 16.30 Uhr, erfolgte der Einmarsch.
Wenig später erschien ein französischer Offizier in Begleitung des Landrats
Dr. Sander auf dem Rathaus. Es dauerte noch einige Stunden. Dann
setzte man Isenmann ab und den Kaufmann Ludwig Hess22 als Bürgermeister
ein. Ablehnen konnte er sein neues Amt nicht. Nach einem Bericht
Franz Hubers23, der als Journalist und Herausgeber der Ortenauer Zeitung
eine bedeutende Rolle spielte, verdankte Hess seine Ernennung einzig dem
Wohlwollen zweier französischer Kriegsgefangener, die ihn dem Kommandanten
als geeigneten Mann empfohlen hatten.24 Unmittelbar danach
ordnete dieser an, dass sämtliche städtischen Dienststellen ihre Arbeit wieder
aufnehmen sollten.25 Oberbürgermeister Hess bestimmte als seinen
Stellvertreter den Rechtsanwalt Hermann Braxmeier26 sowie acht Stadträte
, die am 18. April von der Militärregierung ernannt wurden. Ein Tag später
wurde Sander im Lager Freiburg interniert und mit Wirkung vom 30.
April 1945 von seinem Amt enthoben.27

Das französische Entnazifizierungsmodell der „auto-epuration"

Auf der Konferenz in Jalta im Februar 1945 bestanden zwischen den „Großen
Dreien" Churchill, Roosevelt und Stalin erhebliche Differenzen hinsichtlich
einer gemeinsamen Deutschlandpolitik. In den Grundsätzen einig
waren sie sich in ihrem unbeugsamen Willen, den deutschen Militarismus
und Nazismus zu vernichten und die Garantie dafür zu schaffen, dass
Deutschland nie wieder in der Lage sein wird, den Weltfrieden zu brechen
".28 Dieses Ziel wollten sie auf zwei Wegen erreichen: durch die Anklage
und Verurteilung der „Kriegsverbrecher" vor einem Internationalen
Militärtribunal und durch ein Verbot von Organisationen, Gesetzen und
Symbolen des Nationalsozialismus. Zum anderen sollten alle nationalsozialistischen
und militärischen Einflüsse aus öffentlichen Einrichtungen,
dem Kultur- und Wirtschaftsleben entfernt werden. Doch über die Frage
des „Wie" war man sich höchst uneinig. Die zentralen Fragen waren: Wer
sollte bestraft werden? Einzelpersonen oder ein ganzes Volk? Die sogen.
Schreibtischtäter oder die ausführenden? Welche Strafen sollten verhängt
werden?29

Die US-Direktive JCS 1067 sah die Auflösung der NSDAP und aller ihr
angeschlossenen Einrichtungen vor, ebenso die Verhaftung der höheren
NS-Funktionäre. Entfernt werden sollten alle mehr als nur nominellen Parteimitglieder
aus dem öffentlichen Dienst und die Säuberung des Erziehungswesens
vom Nationalsozialismus.


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