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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 407
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Gescheitert oder erfolgreich?

407

ben".56 Nach den von der Militärregierung erlassenen Verordnungen57
führte das Personalbüro 10 Bedienstete auf, die sofort zu entlassen seien.58
Bei zwei Beamten wurden die Pensionszahlungen eingestellt. Ferner werden
12 Personen aufgeführt, die man unter Punkt 5 „Behandlung von entlassenen
und suspendierten Personen" fasste, für die einer Anstellung
„durch eine besondere Erlaubnis einer höheren Stelle der Militärregierung
zugestimmt worden ist".

In einem Schreiben an den französischen Kommandanten setzte sich
Hess für diesen Personenkreis ein. Er argumentierte, dass sie unter dem
starken politischen Druck des damaligen Oberbürgermeisters Rombach in
die Partei eingetreten, aber der NSDAP „innerlich nicht nahe" gestanden
seien.59 Hess bescheinigte den Betroffenen, dass sie „brave Beamte" seien,
auf die man nicht verzichten könne.

Aus den Akten wird ersichtlich, wie hart die Auseinandersetzungen
über die Frage: „Wer war Nazi" und „wer nicht" innerhalb der Verwaltung
und zwischen Verwaltung und Besatzungsmacht geführt wurden. Kleinstädtische
Beziehungsgeflechte waren oftmals entscheidender bei der Entscheidungsfindung
als die tatsächlichen politischen Aktivitäten nach 1933,
z.B. die Mitgliedschaft in einem Turnverein oder einer Schülerverbindung
. Dabei versuchten viele ihre eigene Haut durch die Denunziation anderer
zu retten.

Dabei bestätigt sich für Offenburg die Feststellung von Cornelia Rauh-
Kühne und Michael Ruck, wonach die „Prägekraft der südwestdeutschen
Verwaltungstraditionen im Allgemeinen und der Korpsgeist der höheren
Beamtenschaft im Besonderen" auch in die Nachkriegszeit hineinwirkte.60
Auf der einen Seite förderte das „erhebliche Maß an Kooperation der Beamtenschaft
" die NS-Herrschaft, andererseits zeichnete sich die Beamtenschaft
durch retardierende Einflüsse aus. Unter dem Deckmantel der Systemloyalität
wurden mit dem zähen Festhalten an formalrechtlich geordneten
Verwaltungspraktiken und durch bewusstes Verzögern nationalsozialistische
Willkürmaßnahmen konterkariert.61

Laut Aktenlage wurden aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung
des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 zwei Entlassungen vorgenommen
. Die einzige jüdische Angestellte, die Laborantin Anna Stein62 und der
Direktor der Mädchen-Volkschule. Für die Offenburger Stadtverwaltung
lässt sich feststellen, dass es den Nationalsozialisten schnell gelang, neben
der Gleichschaltung des Gemeinderats (a) die Verwaltungsspitze durch Parteigenossen
zu ersetzen. Nach seinem öffentlichen Protest gegen das Hissen
der Hakenkreuzfahne am Rathausgebäude wurde Bürgermeister Walter
Blumenstock63 Anfang März 1933 entlassen. Am 10. Januar 1934 legte der
dem Zentrum nahestehende Oberbürgermeister Josef Holler sein Amt nieder
. Im Gegensatz zur Verwaltungsspitze wurden (b) die höheren Verwaltungspositionen
nicht neu besetzt. Es ist zu vermuten, dass keine adäquate


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