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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 411
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Gescheitert oder erfolgreich?

All

wurden, dürfte auf sie der § 7 des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse
der unter Art. 131 GG. fallenden Personen angewendet werden.
Hiernach bleiben Ernennungen und Beförderungen, die beamtenrechtlichen
Vorschriften widersprechen oder wegen enger Verbindung zum Nationalsozialismus
vorgenommen wurden, unberücksichtigt. Das Gleiche
gilt für die Verbesserung des Besoldungsdienstalters und der ruhegehaltsfähigen
Dienstbehörde, in den vorliegenden Fällen also der Stadtrat. Gegen
die Entscheidung des Stadtrats ist die Klage im Verwaltungsrechtsweg
zulässig."74

Erfreulicherweise liegen im Stadtarchiv Offenburg neben den Entnazifizierungsakten
auch die Personalakten aller 1945/46 aus dem Dienst entlassenen
Bediensteten vor. Von unschätzbarem Interesse sind die vorliegenden
schriftlichen Unterlagen, die für die Übernahme als alter Kämpfer in
das Beamtenverhältnis 1937/38 notwendig waren, d. h. Zeugnisse der SA,
SS, NSDAP und anderer NS-Organisationen, sowie auch die Entlastungsschreiben
dieses Personenkreises nach 1945. Bei allen untersuchten Personen
lässt sich bestätigen, was Angela Borgstedt in ihrer Dissertation über
die Entnazifizierung in Karlsruhe festgestellt hat: Formelhafte Ausgestaltungen
von Entlastungsschreiben, die sich auf elementare kollektive Erfahrungen
wie die Weltwirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit bezogen. Sehr
häufig argumentieren die Betroffenen, „aus gutem Glauben" gehandelt zu
haben.

Bereits wenige Tage nach Kriegsende entließ Bürgermeister Hess den
Oberbuchhalter Ernst Teigler15, der sich 1938 dem NS-Oberbürgermeister
mit folgenden Zeilen als „alter Kämpfer" wärmstens anempfohlen hatte:

„Ich möchte erwähnen, daß ich Altparteigenosse bin und so meinen Teil
zum Werden des dritten Reiches beigetragen habe. Trotz der damit verbundenen
Gefahren und Verboten durch die damalige Regierung (Ministerpräsident
Schmidt) anläßlich der Präsidenten- und Reichstagswahlen u. a. als
Blockleiter und Scharführer stets in vorderster Linie mich befunden und
persönlich, wie auch meine ganze Familie bis in die Nacht für die Bewegung
betätigt. Hierbei möchte ich gleich erwähnen, daß mein Antrag auf
Verleihung der Dienstauszeichnung der NSDAP nach 10 Jahren bei der
Kreisleitung in Beabreitung sich befindet (...) Nach der Machtergreifung
war ich Trupp- und Sturmführer bei der SA tätig und nebenbei noch als
Kassenleiter der NS-Beamtenhilfe eingesetzt und später als Kreisausbildungsleiter
tätig. Seit 1934 bin ich als Kreishauptstellenleiter im Kreispersonalamt
beschäftigt, wo ich auch heute noch meine freien Abendstunden
der Bewegung zur Verfügung stelle und bin außerdem noch z.Zt. Fachschaftsleiter
der Fachschaft 13."76

Wenige Wochen nach seiner Entlassung stellte Teigler sein Engagement
während des Dritten Reichs in einem völlig anderen Licht dar: „Politisch
war ich nie tätig bis ich April 1932 in die NSDAP eintrat (sie!). Diesen


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