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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 438
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Leonhard Tomczyk

Abb. 3: Frauen und Männer in Schenkenzell, 1913

und dicken schwarzen Honig. Die Küche hat keinen Rauchfang, der zieht
so ab, wo er gerade heraus kann, und beizt allmählich das alte Holz
schwarz, bis unter das weit vorspringende Dach herauf. Es gibt viel Simpel
und Trottel hier, die werden als Knecht oder Magd im Rathaus von Gutach
versteigert, und diese armen Teufel müssen dann für ihre Herren schaffen.
Am Samstag tragen fast alle Frauen noch Tracht, aber die Männer sind leider
nicht so konservativ. Sie lassen sich Stadtanzüge machen und die schönen
holzgetäfelten Wände des Wohnzimmers mit gelber Ölfarbe streichen.
In den entlegenen Seitentälern sieht man noch unglaubliche Gestalten. Wir
sahen einer Prozession in Wolfach zu. Da gab es Schädelbildungen, wie
ich sie noch nie gesehen habe. Männer, entweder lächerlich groß und mit
zu kleinen Köpfen, oder unmöglich klein, mit fabelhaften Stirnen und Kiefern
. Wie ein Märchen war das alles. Sie hatten oft einen tückischen, boshaften
oder unbegreiflichen Ausdruck. Ab und zu waren auch schöne Köpfe
und schöne Körper dabei. Manchmal wunderbar schön sogar. Unter den
Frauen waren viele alte, aber auch einige hübsche junge. Allerdings alle
mit einem unfrohen und niedergedrückten Ausdruck. Unter den Alten waren
wiederum wahre Hexen, alle in bunter, sehr greller Tracht. Und dieser
lange Zug zog langsam durch die dick mit Grün bestreuten Maßen der
kleinen Stadt. Sie beteten, und warfen sich nieder. Aus dem gleichmäßigen
Murmeln hörte ich immer die heilige „Maria, hilf uns" ... Und manchmal


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