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Gutacher Impressionen von Gertel Hagemann
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Abb. 6: Porträt von
Gertel Hagemann
kretär und auf der breiten Fensterbank. Tisch, Sessel und Stühle und Spiegel
ist alles alt, samt dem großen runden Schweizerteller an der Wand. Eine
alte bemalte Uhr mit Messinggewicht, Silhouetten und ein vertrockneter
Rosenstrauß hinterm Spiegel. Halb um die Hütte läuft eine Holzbalustrade,
auf der man ja schön sämtliche Strümpfe und Tücher trocknen kann ... Im
übrigen haben wir bemalt was zu bemalen war. Altmodische Schnörke-
leien auf braungebeiztem Holz der Waschtische und Betten. Bessere sind
nach alten Muster von Gutacher Dorfschreiner zugeschnitten und mit etwas
heiter Schnitzerei geschmückt. Oskar hat sie bemalt und mit dement-
sprechenden Sprüchen versehen!"10
Sehr interessant ist auch die detaillierte Beschreibung der Gutacher
Frauen- und Männertrachten, von denen die Hagemanns dermaßen begeistert
waren, dass sie welche auch für sich anfertigen ließen (Abb. 5), weil
„so etwas ja hundertmal schöner ist, als das fabrikmäßig gemachte Städtezeug
"11: „Die Männer tragen hier kurze Schoben (Sonntags aber lange Röcke
aus schwarzem Samt, hochrot gefüttert) aus schwarzem oder blauem
Stoff, blau oder grün gefüttert und Samtwesten, mit 2 Reihen Knöpfen. Die
Hemden haben noch den kleidsamen Vatermörder, um den ein Schwarzseidentuch
gebunden wird. Die Hüte aus Seidenfilz sind flach, von schöner
einfacher Form. Und die Frauen tragen sehr weite, halblange schwarze Röcke
unzähligmal gefaltet. Daran ist das bunt geblümte schwarze Samt-
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