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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 450
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Heinz Nienhaus

Art drangen weit über das Hauptverbreitungsgebiet der Gutachtäler Häuser
hinaus in das Gebiet der so genannten Höhen- oder Heidenhäuser ein.9

Auch das Haus am Sterenberg oberhalb des Triberger Wasserfalls auf
der Gemarkung von Schönwald (Abb. 4a) ist ein typisches Gutachtäler
Doppelhaus. Hinter der hellen Fachwerkwand inmitten der Hausfront sind
die beiden Küchen nebeneinander angeordnet und jeweils rechts und links
daneben die Stuben mit den langen Fensterbändern, die den hier tätigen
Gewerblern das nötige Licht an die Werkbänke brachte. Das mächtige mit
Holzschindeln gedeckte Vollwalmdach mit Dachreiter und einer Kippgau-
be am linken Walm, die sich je nach Bedarf und Jahreszeit durch eine
drehbare waagerechte Holzachse zwischen zwei nebeneinanderliegenden
Rafen öffnen oder schließen lässt (keine Schleppgaube), ist identisch mit
den Dächern der in der Gegend von Schönwald typischen Höhen- oder
Heidenhäuser. Einen Schornstein sucht man auf dem Bild vergebens, da
es in diesem Haus noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein Rauchküchen
gab.

Obwohl in Doppelhäusern dieser Art mit den charakteristischen großzügigen
Fensterbändern während des 18. und 19. Jahrhunderts oftmals Kleinbauern
, die im Zweitberuf Uhrmacher waren, wohnten und Schönwald ein
Zentrum der Schwarzwälder Uhrenproduktion war, kann nur vermutet werden
, dass hier zumindest zeitweise auch Uhrmacher oder Zulieferer dieses
Gewerbes wirkten, wie beispielsweise Uhrenkastenschreiner, Schildbrettmaler
, Drahtzieher, Räderdreher oder Tonfedermacher.

Nach schriftlichen Überlieferungen hat Franz Xaver Kaltenbach (* 1771,
f 1849) - von 1790 bis 1816 Besitzer des Haidenmathisenhofs in Wittenbach
/Schönwald - um 1816 neben dem Hof gut auch das Doppelhaus am
Sterenberg verkauft.10 Da es am Sterenberg kein anderes Haus gab und bis
heute gibt, kann es sich bei besagtem Doppelhaus nur um das in Abbildung
4a zu sehende Haus handeln, dessen Baujahr nicht exakt bekannt ist. Reste
einer Inschrift bezeugen lediglich das 18. Jahrhundert und den Namen
Kaltenbach.11 Wahrscheinlich wurde das Haus, wie relativ viele andere
Doppelhäuser in Schönwald, um 1790 erbaut.12 Der bekannte Schönwalder
Heimatchronist Richard Dorer bezeichnete derartige kleinbäuerliche Anwesen
als Gewerbegüter (Gewerbler, Gütler oder Häusler). Er schreibt
wörtlich: „Es kann daher dem Fremden passieren, wenn er im Angesichte
eines schönen, stilvollen Schwarzwaldhauses den vermutlichen ,Bauern'
desselben, der in der Nähe Kartoffeln hackt, fragt, wie dieser ,Hof heiße,
oder wie alt dieses Bauernhaus' sei, daß ihm zur Antwort wird: ,Das ist
kein Hof; das ist nur ein Haus!' Meist geht er dann kopfschüttelnd fort, der
Fremde, weil er so etwas Merkwürdiges nicht versteht: ein Haus mit Landwirtschaft
soll kein Hof sein."n Auf den ersten Blick erscheint sicher auch
das Doppelhaus am Sterenberg (Abb. 4a) als stattlicher Bauernhof, obwohl


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