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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 542
(PDF, 101 MB)
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542

Autor

Steinmetzzeichen Offenburg

Deshalb ist es ganz unverständlich, wenn der Offenburger Olberg leider immer noch als
„seitenverkehrte Kopie" des Straßburger Olbergs denunziert wird. Dabei ist der Offenburger
im Gegensatz zum Straßburger Verwandten unverändert an seiner Originalstelle auf
dem Friedhof verblieben, während jener bereits mehrmals von seinem anfänglichen Standort
auf dem Friedhof der St. Thomaskirche auf andere Plätze umziehen musste und dabei
teils gravierende, nachweisbare Veränderungen erfuhr. Also: Der Offenburger Olberg ist
das einmalige Original eines hervorragenden Meisters.

Dessen Meisterzeichen, ein kleiner Wappenschild mit erhabenem Zeichen, ist zwar bescheiden
, aber deutlich sichtbar im Netzgewölbe angebracht - und wurde bislang nicht
identifiziert. Eines steht fest: Es ist kein einfaches Steinmetzzeichen, mit dem die jeweilige
Produktion eines Arbeiters quasi zur Abrechnung gezeichnet wurde. Sondern es ist das
selbstbewusste Zeichen für einen Künstler und seine gesamte Werkstatt. Nur: Wer war dieser
Mann?

Der Zufall oder sein Gegenteil führte mich vor die Acherner Pfarrkirche, an deren
Außenmauer zwei Steine angebracht sind, die von einer abgerissenen Vorgängerkirche der
Spätgotik stammen (Reinfried, K.: Zur Geschichte der katholischen Pfarrkirche Achern. In:
Freiburger Diözesan-Archiv, NF 10, 1909, 125: „Auch die zwei Wappen, welche anläßlich
der Restaurationsarbeiten [Sommer 1907] an der Außenseite der Kirche freigelegt wurden,
gehörten der alten Liebfrauenkapelle an").

Einer dieser Steine trägt exakt das Zeichen des Offenburger Olbergmeisters, diesmal
aber vermehrt um die Signatur: H.R.V.M.

Steinmetzzeichen, vor allem die Werkstatt- und Meisterzeichen waren immer geschützte
Zeichen, sie waren individuelle Zeichen. Dass es zwei Meister mit dem gleichen Zeichen zur
gleichen Zeit gegeben haben könnte, ist ausgeschlossen. Die Bauhütten standen untereinander
in Verbindung und erkannten sich an ihren Zeichen, ja, sie legten sogar Sammlungen mit
den Zeichen an. Manche solcher Steinmetz-Tafeln sind erhalten, etwa jene der Wiener Bauhütte
. Für die Straßburger ist leider nichts dergleichen zu melden, eine Recherche in der dortigen
Bauhütte erbrachte zwar über tausend Zeichen, aber nicht den Fund des Offenburger
Meisters. Ein sehr ähnliches Zeichen schmückt zwar als Schlussstein den Chor der Otters-
weirer Wallfahrtskirche Maria Linden - aber eine entscheidende Kleinigkeit, nämlich der
exakte Winkel, fehlt dort. Zumindest aber befinden wir uns hier in der Nähe der Werkstatt.

Nun also der Aufruf an die Leser der Ottenau, nach diesem Zeichen und/oder der Signatur
in Mittelbaden und im Elsass Ausschau zu halten. Martin Ruch


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