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Edelkastanie und Rebkultur - eine Spurensuche in der Ortenau 87

Früchten verweist möglicherweise auch eine auf den 1. September
843 datierte Urkunde aus dem Kloster Reichenau. Hier werden
unter den Einkünften des Klosters unter anderem zwölf
Scheffel Kastanien aus der Lombardei (De Longobardia XII modios
castanearum) aufgeführt.15 Jedoch ist einschränkend zu sagen,
dass es sich hier um eine Fälschung aus der Zeit um 1150 handelt.
Der Güterbesitz der Reichenau in der Lombardei, auf den sich der
Eintrag bezieht, geht auf ein Geschenk König Karlmanns (* um
830, f 22. September 880) zurück. Wie so oft in solchen Fällen
kann nicht mit Sicherheit entschieden werden, welche Teile der
Fälschung auf alte Vorlagen zurückgehen und was hinzugefügt
wurde.

2.2 Kastanien und Rebkultur in der Ortenau

Im Gegensatz zur Kastanienkultivierung ist beim Weinbau sowohl
die historische Überlieferung als auch die Forschungsliteratur
ungleich dichter und umfassender. Das liegt in erster Linie an
der viel höheren Bedeutung, die dem Wein sowohl im religiösen
als auch im kulturellen Leben zugeschrieben wurde und wird.
Entsprechend übertraf (und übertrifft) die Fläche, die für den
Weinbau genutzt wurde, die Anbaufläche von Kastanien um ein
Vielfaches.

Allgemein wird vermutet, dass schon zu römischer Zeit am
Oberrhein Weinbau betrieben wurde, obwohl die archäologische
Fundlage diesbezüglich schwierig ist. Ein letztgültiger Beweis
steht bislang noch aus, denn gefundene Messer zum Beispiel können
statt als Rebmesser auch anderen Zwecken gedient haben
oder Traubenkerne von getrockneten Importtrauben stammen.16
In der Nähe von Äugst bei Basel (Schweiz) wurden die Überreste
eines einzelnen antiken Weinstocks gefunden, der auf die Zeit
um 400 n. Chr. datiert werden konnte,17 der jedoch als Einzelpflanze
auch aus einem Ziergarten stammen könnte.

Erst ab dem Frühen Mittelalter werden sowohl die schriftliche
als auch die archäologische Überlieferung dichter. Für den Breisgau
sind im Codex Laureshamensis, dem Urkundenbuch der
Abtei Lorsch, ab dem letzten Drittel des 8. Jahrhunderts in vielen
Urkunden vinea, also Weinberge oder Weingärten erwähnt.18
Diese Nennungen finden sich zwar fast ausschließlich in den Per-
tinenzangaben, den formalisierten und manchmal recht kursorischen
Zubehörslisten, in einigen Urkunden erscheinen aber auch
Rebgärten mit Größenangaben oder aufgrund ihrer dezidierten
Ausnahme aus der angeführten Schenkung. Das gegen die Bedeutsamkeit
von Nennungen in Zubehörslisten ins Feld geführte
Argument, sie würden nur eine Formel wiedergeben und nicht


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