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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0100
Edelkastanie und Rebkultur - eine Spurensuche in der Ortenau 99

Nach Kahl brach seit Mitte des 18. Jhs. im Kerngebiet des Rebbaus
, bei Ammerschweier, Reichenweier und Rappertsweiler, eine
„Kastanienmanie" aus.51 Sie bedeutete den endgültigen Durchbruch
einer geregelten Niederwaldwirtschaft mit Edelkastanien.
Es wurden Niederwälder begründet, wo dies immer möglich war,
sogar bis in Höhenlagen um 900 m, wo sie aber wegen der klimatischen
Ungunst bald wieder verschwanden. Eine „Anweisung
zur Kastanienzucht" wurde herausgebracht und neben der Bewirtschaftungstechnik
wurde auch die Kenntnis über ihre ökologischen
Ansprüche verfeinert. Eine Anweisung zur Pflege von
Edelkastanien-Niederwälder erschien 1898 von Ilse.

3.5.2 Edelkastanien-Niederwaldwirtschaft in der Ortenau

Ausführungen über die gewerbliche Rebsteckengewinnung in der
Ortenau gibt es erst aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Dies verdanken
wir einem Bauer aus Durbach, dem „Ritterbur" Andreas
Kuderer vom Ritterhof in Durbach, gestorben im Jahr 1942. Er
führte Tagebuch und dieses Tagebuch ist noch heute im Familienbesitz
. Dort ist zu entnehmen, dass um Oberkirch und Offenburg
in seiner Kindheit, der zweiten Hälfte des 19. Jhs., noch kein
Edelkastanien-Niederwald bekannt war, im Acher- und Bühlertal
hingegen fanden sich um diese Zeit bereits solche Niederwälder.
Als dynamischer und innovativer Bauer führte er im Durbacher
Wald deren gewerblichen Anbau ein. Im Jahr 1884 begründete er
mittels Stecksaat von Kastanienfrüchten Reinbestände aus Edelkastanien
mit dem forstlichen Produktionsziel, langschäftige
Stangen zu erzeugen, die als Rebstecken dienen sollten. Es war
eine Pioniertat mit folgendem Hintergrund:

- Ab der zweiten Hälfte des 19. Jhs. endete die sog. „Kleine Eiszeit
" und eine Wärmezeit brach an.

- 1870 bis 1879 waren ausgesprochen gute Weinjahrgänge in
Baden wie im Elsass, so dass sich die Ausweitung des Rebenan-
baus anbot. In der Folge stieg die Nachfrage nach Rebpfählen.
Den Waldbauern versprach sich ein lukratives Zusatzeinkommen
durch Pfahlholzproduktion.

- Zeitgleich standen Flächen zur Aufforstung zur Verfügung. Die
vormalig weit verbreitete Reutberg- und Weidfeldwirtschaft
der Schwarzwaldtäler wurde ab Mitte des 19. Jhs. aufgegeben
aufgrund des einsetzenden sozioökonomischen Wandels (Bau
der Bahnlinie in das Renchtal hinein, Zukauf von Brotgetreide
wurde möglich, die extrem anstrengende Roggenproduktion
an den Steillagen durch Reutbergwirtschaft konnte aufgegeben
werden, durch Beginn der Stallfütterung Aufgabe der Weidbergwirtschaft
).52

Solch 1951 führt an, dass Edelkastanien-Niederwälder bereits 30
Jahre früher im benachbarten Bühler- und Achertal gewerblich


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