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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0114
Rheinebene und Schwarzwald - ein dialektaler Gegensatz 113

telhochdeutscher Zeit gibt es wie auch heute im Standarddeutschen
für die Konjugation der Verben im Plural verschiedene
Formen: (wir) machen, (ihr) macht. Die alemannischen Dialekte
haben hingegen einen Einheitsplural für alle drei Formen der
Mehrzahl entwickelt, der sich am Oberrhein an der ersten Person
mhd. (wir) machen (dialektal: mache), im Schwäbischen an der
zweiten Person mhd. (ir) machet orientiert.

Wortgeographie

Eine dritte Möglichkeit, die Besonderheiten von Mundarten zu
beleuchten, sind die verschiedenen Bezeichnungen, die sich im
Laufe der Zeit ausgebildet haben. Oft sind alte Begriffe in mundartlichen
Benennungen erhalten und haben ihre Bedeutung verengt
, erweitert oder verändert. So erscheint am Oberrhein der
Tannenzapfen, während im Schwäbischen dafür der Mockel - entstanden
aus dem alten oberdeutschen Wort Mocken, für „Brocken
, dickes Stück" - gebräuchlich ist. Das Wort Kleider kam zur
mittelhochdeutschen Zeit als kleit zunächst mit der allgemeinen
Bedeutung Stoff, Tuch an den Oberrhein (die es mit cloth im Englischen
heute noch hat). Mit der Zeit verengte sich die Bedeutung
des Wortes allmählich zur Kleidung. Im Schwäbischen hält sich
hingegen das alte oberdeutsche Wort Häß. Es kommt bereits im
Mittelalter als mhd. hoe^e, hä^ mit der Bedeutung Kleider vor; dieses
Häß ist am Oberrhein nur im Zusammenhang mit dem traditionellen
Fastnachtskleid erhalten.

Das oberrheinische Wort Matte für die Bergwiese ist alt und
seit dem 11. Jahrhundert belegt. Es kommt vom Verb mähen, bezeichnet
also die Mahd, „das Grasland, das gemäht wird" gegenüber
der Grasfläche, die abgeweidet wird. Aus dem Fränkischen
dringt östlich des Schwarzwalds der Ausdruck Wiese ins Schwäbische
vor. Ursprünglich war eine Wiese Weideland für das Vieh
und hat nun die Bedeutung für das durch Mähen landwirtschaftlich
genutzte Grünland erhalten.

Die Ausdrücke Großvater, Großmutter für die Großeltern sind
aus dem Französischen (grand-pere, grand-mere) entlehnt. Im 14.
Jahrhundert erscheinen diese Benennungen in Westeuropa und
ersetzen am Oberrhein das alte Ahn(e). Ursprünglich bestand mit
dieser Bezeichnung keine Möglichkeit zur Unterscheidung von
männlichem und weiblichem Vorfahr, so wird der mittelhochdeutsche
an(e) fast am gesamten Rhein und in der Schweiz verdrängt
. Es gibt allerdings mit dem Großiii, das sich aus groß-anele
zusammensetzt, den alten Ausdruck am Oberrhein heute noch.
Im Schwäbischen sind die Begriffe Ahne, Ahne für Großmutter,
Großvater bewahrt worden.


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