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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0130
Wandmalereien des 15. und 16. Jahrhunderts im Hanauerland 129

unterscheiden. Es liegt ein Kostenbeihilfeersuchen
aus dem Jahre 1742 vor,14 in dem ein Kostenvoranschlag
des Malers J. H. Jüngken über 6 fl. für eine
Kreuzigung Christi (und weitere Bilder für 29 fl. 24
er.) erwähnt wird. Eine 3. Bauphase wird durch die
Konsolen des 1820 dokumentierten Emporeneinbaus
markiert.

Einen wichtigen Datierungshinweis stellt die in
der Nordwand des Chors eingemauerte Sakramentsnische
dar. Auf dem unteren Gewändestein
kann im extremen Streiflicht eine eingemeißelte
Datierung entdecken werden (Abb. 12): erkennbar
sind die Ziffern 1 4 5 7 und ein kleines Kreuz weiter
rechts. Vermutlich korreliert dieses Datum mit dem
von Architekt Treppe erwähnten nachträglichen
Einbau des Tonnengewölbes im Chor.15

Die Malereien der 1. Bauphase innerhalb der rötlichen
Bänderung (Abb. 13) stellen eine Kreuzigung
oder aber eine Weltgerichtsszene dar, die sonst eher
auf der Westwand anzutreffen ist. Leider sind die
Wandbereiche durch den Einbau der Konsolen von
1820 gestört. Eine stilistische Betrachtung der
Köpfe ergibt Ähnlichkeiten mit der 1. Malschichtebene
in Linx, sowohl von der Art der Gesichtszeichnung
als auch von den absoluten Dimensionen
her. Man kann also eine Datierung im 14. Jahrhundert
annehmen, vor der Ersterwähnung.

Der durch den Strahlennimbus hervorgehobene
Kopf des Christus zwischen den erhobenen Händen
wurde von Restaurator Horst Leyendecker 1979 als
Gekreuzigter interpretiert16 und damit die gesamte
Szene als Kreuzigung beschrieben. Später fand eine
Umdeutung als Weltgericht statt, und diese Deutung
wurde 1980 auch restauratorisch umgesetzt.
Anstelle der Kreuzbalken befinden sich die erhobenen
Hände Christi nun an zwei Schwertern, die dem Mund des
Christus als Weltenrichter entspringen. Für diesen Vorgang gibt
es keine Dokumentation. Pfarrer Ulrich Schüz17 meint, dass durch
die zwei Schwerter die Zweischneidigkeit, die in Offenbarung
1,16 und 2,26,19,15 sowie im Hebräerbrief erwähnt ist, dargestellt
werden soll. Architekt Hans-Jürgen Treppe interpretiert dieses
Element als Darstellung der mittelalterlichen Zwei-Schwerter-
Theorie, d.h. der weltlichen und geistlichen Macht.18

Angesichts der unterschiedlichen Interpretation ist es hilfreich
, sich die Lage und Dimensionen der eigentlichen Malereifragmente
zu vergegenwärtigen. Gut erkennbar ist, dass das nÖrd-

G^j

Abb. 11: St. Margaretha
, Leutesheim:
barocke Kreuzigung

Abb. 12: St. Margaretha
, Leutesheim:
Chor, Sakramentsnische

Abb. 13: St. Margaretha
, Leutesheim:
Kreuzigung bzw.
Weltgericht


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