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Wandmalereien des 15. und 16. Jahrhunderts im Hanauerland 133

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Das Langhaus, durch das die Kirche betreten
wird, symbolisiert die reale Welt - und die Welt
ist ein Jammertal. Dies wird sehr sinnfällig dargestellt
durch die Leidensgeschichte Christi, die
hier auch für die Leiden der Menschheit steht.
Gleichzeitig besteht aber Hoffnung, weil Christus
zur Erlösung der Menschheit am Kreuz gestorben
und wieder auferstanden ist - wiederum
verkörpert durch den Auferstehungschristus
(siehe Abb. 15).

Der Chorbogen bildet eine Überleitung von
der weltlichen in die sakrale Sphäre und steht
für die Heilsverheißung an die Menschen. Die
Erlösung wird bildlich vorbereitet durch die
Darstellungen der Verkündigung und der Heimsuchung
(siehe Abb. 16).

Im Chor, dem eigentlichen Sakralraum,
nimmt die Heilsgeschichte ihren Lauf. Christus
wird geboren, und bei der Beschneidung (die
mit der Namensgebung verbunden ist) fließt
zum ersten Mal sein Blut, das später entscheidend
wird für die Erlösung der Menschheit (siehe Abb. 17).

Die Szenen aus dem Leben Christi lassen sich also zu einem
schlüssigen und für den damaligen Betrachter sicher sofort nachvollziehbaren
Bedeutungsinhalt zusammenfügen. Vergleichbare
Erzählstrukturen sind auch für die verlorenen Malereien im südlichen
Bereich der Kirche anzunehmen. Ein sinnfälliges Zusammentreffen
der beiden Erzählstränge auf der Chor-Westwand
wäre dann wahrscheinlich.

Die „Schauseiten" des Chores (Nord-, West-, Südwand), die
auch ohne Betreten des Chorraumes vom Schiff her weitgehend
einsehbar sind, sind dagegen dem Kirchenpatron und den Aposteln
gewidmet, die durch ihr Leben und Werk als Vorbild für die
Gläubigen dienen.

Das Geburtsbild im Chor wartet mit einer weiteren Merkwürdigkeit
auf: Maria ist doppelt vorhanden, aber Joseph fehlt (Abb.
20, siehe auch Abb. 17). Was ist hier passiert?

Wir haben die seltene Gelegenheit, einen Maler bei der Komposition
und Ausführung eines Gemäldes zu beobachten.

Das Geburtsbild war zuerst in ganzer Breite der Wandfläche
geplant und Maria wurde etwa in die Mitte der Bildfläche gemalt.
Dann wurde während der laufenden Arbeiten eine Änderung beschlossen
, nämlich eine Neuaufteilung der Bildfläche. Sie wurde
durch ein senkrechtes Ornamentband zweigeteilt, um auf derselben
Höhe wie die Geburt auch die Beschneidungsszene unterbringen
zu können. Diese Maßnahme lässt sich dahingehend

Abb. 19: St. Nikolaus,
Hausgereut: Chor
Ostwand (Lunette),
Detail mit Darstellung
der Nikolauskirche.

Abb. 20: St. Nikolaus,
Hausgereut: Chor
Westwand (Lunette),
Geburt Christi.


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