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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0136
Wandmalereien des 15. und 16. Jahrhunderts im Hanauerland 135

Der Hl. Nikolaus erscheint im Bischofsornat, der
sich seit dem Mittelalter nur wenig verändert
hat. Im Bild sind die wichtigsten Bestandteile
erkennbar. Auf dem Kopf trägt er die Mitra, in
der linken Hand hält er den Bischofsstab. Bekleidet
ist er mit einem langen weißen Untergewand
, der Albe. Darüber trägt er eine Dalmatik,
ein etwas kürzeres, seitlich offenes Ärmelgewand
mit geradem Saumabschluss. Als Obergewand
folgt die Kasel, ein voluminöser Überwurf
ohne Ärmel.29

Der sitzende Kaiser Konstantin trägt ein gegürtetes mantelähnliches
Gewand. Es dürfte sich um eine sogenannte Schaube
handeln, ein beliebtes Männer-Obergewand, das im 15. Jahrhundert
vor allem als Amtstracht von Richtern, Universitätslehrern
etc. getragen wurde. Dazu würde ein topfförmiger Hut, Birett genannt
, gehören. Er ist auf dem Gemälde aber nur noch schwer zu
erkennen.

Drei der vier Personen rechts neben dem Hl. Nikolaus (der
erste ein Wächter, die übrigen die drei Offiziere), tragen lange,
eng anliegende Beinlinge. Es sind keine zusammengenähten
Hosen im heutigen Sinne, sondern getrennte Beinröhren, die mit
Nesteln am Oberteil oder an einem Gürtel befestigt wurden.

Der Wächter trägt dazu ein körpernah geschnittenes kurzes
Wams. Die andersfarbigen Ärmel dürften Teil des Wamses sein
und nicht zu einem separaten Hemd gehören.

Der Offizier ganz rechts ist mit einer sogenannten Schecke
bekleidet, ein dem Wams sehr ähnliches Kleidungsstück, das sich
von diesem durch den Rockansatz unterscheidet. Auf der Brust ist
ein Schlitz angebracht, der das darunterliegende Hemd sichtbar
macht. Seine Beinlinge sind unterschiedlich gefärbt und folgen
damit dem im Mittelalter sehr beliebten Mi-Parti-Stil (etwa „in
der Mitte geteilt").

Die abgebildeten Personen tragen, soweit erkennbar, spitze
Schnabelschuhe oder -Stiefel.30

Gemälde sind eine wichtige Quelle für die Realienforschung.
Darüber hinaus kann die abgebildete Kleidung innerhalb gewisser
Grenzen einen Anhaltspunkt oder einen Terminus post quem
für die Datierung des Bildes bieten.

Die Schnabelschuhe z.B. kommen gegen Ende des 15. Jahrhunderts
aus der Mode und werden durch die breiten Kuhmaulschuhe
abgelöst. Die Schaube, im 15. Jahrhundert hauptsächlich
Amtskleidung und bodenlang, wird im 16. Jahrhundert kürzer
und allgemein getragen, manchmal auch von Frauen. Geschlitzte
Kleidung kommt ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in
Mode.31

Abb. 21: St. Nikolaus,
Hausgereut: Chor
Südwand (Lunette),
Nikolauslegende:
Gerichtsszene.


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